Nach dem es im ersten Teil um die Absicherung physischer Gold- und Silber-Positionen ging und neben diesen auch die Absicherung von Währungsrisiken thematisiert wurden, soll es im zweiten Teil um eine zweite Möglichkeit für physische Gold- und Silber-Händler gehen, absicherungstechnisch aktiv zu werden.
Wir wollen im Folgenden einen Blick auf physische Gold- und Silber-Trader werfen, die planen sich bestimmte Kursniveaus am Markt zu sichern um sich vor steigenden Edelmetallpreisen zu schützen.
Die Motivation hierbei kann zum Beispiel sein, sich tiefe Preisniveaus für viele Jahre zu sichern.
Während produzierende Unternehmen, Rohstoff-Abnehmer sowie große Händler prinzipiell ein Interesse haben sich vor einem Wertverlust des Gold- bzw. Silber-Preises abzusichern, kann ein großer Goldkäufer (z.B. ein großer Juwelier), um Einkaufspreise längerfristiger am Markt zu „fixieren“, Long-Positionen in Papier-Gold/-Silber eingehen.
Die Belastung erhöhter Kassa-Preise in der Zukunft würden, durch die positiven Erträge der Papier-Gold und –Silber-Position kompensiert werden.
Was können physische Gold- und Silberbesitzer tun, die sich gegen steigende Notierungen absichern wollen?
Die Lösung um sich gegen einen eventuellen Preisanstieg bei Gold / Silber abzusichern/zu hedgen, besteht darin, dass man die physische Menge des Edelmetalls kauft bzw. Long handelt.
Möglich wird dies bspw. mit CFDs (Contract for Differences. Der Vorteil von CFDs zu Absicherungen die man über Optionen/Optionsscheinen ist vor allem, dass CFDs im Gegensatz zu Optionen keinen Zeitwertverlust haben und in Relation zu diesen wesentlich transparenter sind, da sie nahezu 1 : 1 zum Goldpreis korreliert sind (dies gilt ganz besonders bei CFDs von Brokern, die 1 zu 1 auf den Spot-Goldpreis referenzieren).
Durch diese Ausgestaltung von CFDs, den Preis des Underlyings (in diesem Fall Gold oder Silber) 1 zu 1 abzubilden, besteht für den Edelmetallhändler die Möglichkeit sein physisches Edelmetall-Portfolio sehr genau abzusichern.
Die Funktionsweise eines Gold-Hedges:
Gehen wir davon aus, dass Sie sich ein bestimmtes Kursniveau in Gold für 1.000 Feinunzen sichern wollen.
Bei einem Goldpreis von 1.300 USD / Feinunze entspricht dies einem physischen Gesamtwert 1,3 Millionen US-Dollar oder, bei einem Wechselkurs EUR/USD von 1,1000 von 1,18 Millionen Euro.
(Anmerkung: Es wird auch hier offensichtlich, dass Sie einem sogenannten Währungsrisiko ausgesetzt sind, welches es zu beachten gilt und dem wir weiter unten noch mehr Aufmerksamkeit schenken wollen)
Das Kürzel, unter welchem Sie Gold beim jeweiligen Broker finden variiert, ist aber häufig irgendetwas mit XAUUSD.
Zudem gilt es Ihrerseits in Erfahrung zu bringen, in welcher Stückelung der Gold-CFD angeboten wird. Im Beispiel unten besteht bspw. die Möglichkeit mit einer Positionsgröße von 0,01 eine Feinunze Gold zu handeln, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Sie als Besitzer von 1.000 Feinunzen physischem Golds 10,00 Einheiten XAUUSD beim jeweiligen Broker kaufen müssen, um sich gegen einen Kursverfall abzusichern.
Ausgehend von einer Margin von rund 35 Euro / Feinunze und 1.000 Unzen die Sie planen zu verkaufen, müssen Sie folglich 35.000 Euro als Sicherheitsleistung für die Position hinterlegen. Bei einem Kontostand von hypothetisch 1.000.000 Euro werden diese 35.000 Euro "geblockt" und Sie haben eine freie Margin auf Ihrem Konto von 965.000 Euro.
Fällt der Goldpreis nun, bei gleichbleibendem Wechselkurs EUR/USD, von 1.300 USD / Feinunze auf 1.200 USD /Feinunze passiert folgendes:
Sie könnten am Markt physisch Gold für 1.200 USD / Feinuze erwerben. Der Gesamtwert einer solchen, zu erwerbenden Position beliefe sich auf 1,2 Mio USD oder 1,09 Mio. Euro und wäre somit 100.000 USD bzw. 91.000 Euro günstiger.
Gleichzeitig verliert Ihre Papier-Gold-Position 100 USD / Feinunze an Wert, da Sie diese zu 1.300 USD gekauft haben und nun zu 1.200 USD zurückkaufen müssten. Da Sie 1.000 Unzen gekauft haben, haben Sie mit Ihrer Papier-Gold-Position 100.000 USD / 91.000 Euro verloren (exklusive Kommissionen und eventueller Swap-Gebühren/Rollover-/Overnight-Kosten)
Aufsummiert ist Ihnen also weder ein Gewinn, noch ein Verlust entstanden: Ihre zu erwerbende physische Gold-Position hätte nun einen Wert von 1,2 Mio USD oder 1,09 Mio. Euro, doch Ihr Kontostand beträgt insgesamt 1.091.000 Euro von initial 1.000.000 Euro.
Gleichzeitig verliert Ihre Papier-Gold-Position 100 USD / Feinunze an Wert, da Sie diese zu 1.300 USD gekauft haben und nun zu 1.200 USD verkaufen müssten. Da Sie 1.000 Unzen gekauft haben, haben Sie mit Ihrer Papier-Gold-Position 100.000 USD / 91.000 Euro verloren.
Aufsummiert ist Ihnen also weder ein Gewinn, noch ein Verlust entstanden: der Aufbau der physischen Gold-Position würde zu einem Gegenwert von 1,2 Mio USD oder 1,09 Mio. Euro erfolgen, würde durch Ihre Papier-Gold-Long-Position allerdings kompensiert. Ihr Kontostand beträgt insgesamt 909.091 Euro von initial 1.000.000 Euro.
Umgekehrt: steigt der Goldpreis, bei gleichbleibendem Wechselkurs EUR/USD, von 1.300 USD / Feinunze auf 1.400 USD /Feinunze passiert folgendes:
Ihre Papier-Gold-Position gewinnt 100 USD / Feinunze an Wert. Das bedeutet, dass Ihre Papier-Gold-Position im Gesamtwert auf 1,4 Mio USD oder 1.272.000 Euro steigt, Ihre Gold-Position gewinnt also 100.000 USD bzw. rund 90.000 Euro an Wert.
Gleichzeitig würde der Erwerb physischen Golds am Markt 100 USD / Feinunze teurer, da Sie geplant haben Gold zu 1.300 USD zu kaufen, dies nun zu 1.400 USD tun müssten. Da Sie 1.000 Unzen planten zu kaufen, entstünden Ihnen Mehr-Kosten in Höhe von 100.000 USD / 90.000 Euro.
Aufsummiert ist Ihnen also auch hier weder ein Gewinn, noch ein Verlust entstanden: Ihre Papier-Gold-Position hat nun einen Wert von 1,4 Mio USD oder 1.272.000 Euro, Ihr Kontostand beträgt nun insgesamt 1.090.909 Euro von initial 1.000.000 Euro. Diesen Gewinn von 90.909 Euro würden Sie aufwenden um physisch Gold im Gegenwert von statt 1.300 USD / Feinunze zu nun 1.400 USD / Feinunze zu kaufen, der Golderwerb erfolgte somit dennoch zu 1.300 USD / Feinunze.
Anmerkung für den Nicht-physischen Edelmetall-Händler: physische Edelmetall-Händler (Ankäufer, Verkäufer), aber auch Juweliere, Import/Export für Technologieunternehmen oder die Elektroindustrie, Produzenten etc. sind nicht an spekulativen Gewinnen interessiert. Diesen geht es an erster Stelle um den Werterhalt ihrer physischen Positionen bzw. attraktive Kaufpreise. Nicht zu unterschätzen ist zudem, dass bspw. Verluste in den Papier-Positionen steuerlich geltend gemacht werden können, was sich in einer potentiell höheren Rendite niederschlagen könnte.
Kommen wir zu weiter oben bereits thematisierten Währungsrisiken:
Auch bei Gold-Long-Positionen sollte sich der Edelmetall-Händler überlegen, ob er sich gegeneventuelle Währungsrisiken absichert.
Zwar hat sich in der jüngeren Vergangenheit gezeigt, dass ein schwächerer US-Dollar häufig mit einem anziehenden Gold-Preis einhergegangen ist, gegen den sich der Edelmetall-Händler ja bereits über die oben thematisierte Gold-CFD-Long-Position abgesichert hat.
Doch untenstehende Beispiele sollen illustrieren, dass eine kurzzeitige Abkoppelung von der vorhandenen Korrelation des Währungskurses zum Gold-Preis kostenintensiv werden könnte und warum sich die Kosten für eine Währungsabsicherung/Währungs-Hedge durchaus lohnen können.
Beispiel:
Fällt der Goldpreis von 1.300 USD / Feinunze auf 1.200 USD /Feinunze, während sich der Wechselkurs EUR/USD von 1,1000 auf 1,0900 verändert, passiert folgendes:
Ihre Papier-Gold-Position verliert 100 USD / Feinunze an Wert. Das bedeutet, dass Ihre Gold-Position im Gesamtwert auf 1,2 Mio USD fällt, der Gesamt-Verlust in Euro beträgt 91.743 Euro.
Gleichzeitig könnten Sie Gold physisch 100 USD / Feinunze günstiger am Markt kaufen, da Sie diese nun zu 1.200 USD kaufen könnten. Allerdings müssen Sie zudem die Wechselkursveränderung berücksichtigen.
Durch diese (EUR/USD fällt), müssen Sie mehr Euro aufwenden um USD zu erwerben, mit welchen Sie dann physisch Gold kaufen.
Um bei unserem Beispiel zu bleiben entsteht Ihnen ohne Währungsabsicherung (EUR/USD Short) beim Erwerb von 1.000 Feinunzen Gold zu 1.200 USD (= 1,2 Mio USD) ein Verlust von 100 Pips auf 1,2 Mio USD oder -10.842 Euro.
Durch einen Währungs-Hedge hingegen verändert sich die Rechnung wie folgt:
Ihre Papier-Gold-Position verliert 100 USD / Feinunze an Wert. Das bedeutet, dass Ihre Gold-Position im Gesamtwert auf 1,2 Mio USD fällt.
Am Markt können Sie physisch Gold für 100 USD pro Feinunze günstiger erwerben. Durch den Aufbau einer EUR/USD Short-Position im Gegenwert von 1,2 Mio USD (Sie haben 1,2 Millionen Einheiten EUR/USD verkauft) entsteht Ihnen hierdurch ein Gewinn von 100 Pips (1,1000 - 1,0900 = 100 Pips). Ausgehend von 1,3 Mio Einheiten EUR/USD beträgt der Pip-Wert rund 90 Euro. Multipliziert mit 100 Pips liefert das einen Gewinn von rund 11.700 Euro.
Aufsummiert ist Ihnen durch Absicherung des Währungsrisikos Ihrer Papier-Gold-Position sogar ein kleiner Gewinn von 1.084 Euro entstanden.
WICHTIG: Beachten Sie bei der Grafik, dass die gebundene Margin auf Ihrem Konto durch die Absicherung des Währungsrisikos und dem Aufbau einer EUR/USD Short-Position gestiegen ist, unter Umständen eine höhere Kapital-Hinterlegung auf Ihrem Konto nötig würde, wenn Sie planen Währungsrisiken abzusichern.
Zudem: wenn Sie planen durch Papier-Gold-Long-Positionen sich bestimmte Kursniveaus abzusichern, dann können zusätzliche Kosten entstehen, sogenannte Roll-Kosten.
Der Grund hierfür ist das wachsende Zins-Differential zwischen dem Euro-Raum (expansive EZB) und dem USD-Währungsraum (restriktive FED)).
Des Weiteren müssen Sie selbstverständlich die Spread-Kosten für eine Gold-Position berücksichtigen und anfallende Kommissionen.
Fazit: Physische Edelmetallhändler sollten intensiv und ernsthaft über die Absicherung ihrer Edelmetallbestände über "Papier-Positionen" und der resultierenden Währungsrisiken nachdenken. Gold- oder Silber-CFDs bieten hier eine kostengünstige und sehr flexible Möglichkeit.
In Verbindung mit einem realen Spot-Währungsprodukt wie dem EUR/USD, ist man für jegliche Kursschwankungen an den globalen Edelmetallmärkten gewappnet.
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