
Nachdem wir uns im ersten Teil des ultimativen Leitfadens für Aktien Daytrading mit wichtigen Trading-Begrifflichkeiten, dem Verständnis des Aktienmarktes und Aktien vertraut gemacht haben und Chancen und Risiken im AKtien Daytrading aufgezeigt haben, geht es im zweiten Teil vornehmlich um Technische Analyse und Fundamentalanalyse, aber auch um die Frage, was du benötigst um im Aktien Daytrading erfolgreich zu sein.
Technische Analyse
Die technische Analyse wurde aus den Grundkonzepten der Dow-Theorie entwickelt, einer Theorie welche die Bewegung der Finanzmärkte analysiert und auf den Studien Charles Dow basiert.
Die beiden grundlegenden Annahmen der Dow-Theorie, die der gesamten technischen Analyse zugrunde liegen, sind
Der Chart bzw. Preis beinhaltet jede Information, die den Kurs eines Wertpapiers beeinflussen kann
Kursbewegungen sind nicht vollständig zufällig, bewegen sich stattdessen in Trends und zeichnen bestimmte Muster, die sich im Laufe der Zeit wiederholen.
Unser Ziel ist es also diese sich wiederholenden Preismuster zu identifizieren, am besten mit Volumen zu unterlegen (die Idee ist: wenn ein von uns identifiziertes Muster auftritt, dann wollen wir natürlich wissen, dass wir nicht die einzigen sind, die dieses erkennen und ein ansteigendes Volumen deutet darauf hin, dass auch andere Marktteilnehmer das Muster identifiziert haben) und zu wissen, dass das auftretende Muster in unserem Trading einen statistischen Vorteil verspricht, sprich: sich von uns profitabel handeln lässt.
Ein Großteil der technischen Analyse findet in Charts statt und die Darstellung dieser Charts findet häufig mit sogenannten Candlesticks statt.
Die Grundlagen von Candlesticks
Was ist ein Candlestick-Chart?
Candlesticks sind mittlerweile eine der, wenn nicht die beliebteste Darstellungsform in unseren Charts.
Der Grund dafür ist recht einfach: Kerzen beinhalten viele Informationen, die für Trader auf einen Blick verfügbar sind und von enormem Wert sein können.

Obiger Chart ist ein Intraday-Chart des SPY (ein ETF, der den S&P500 abbildet). In diesem Candlestick-Chart repräsentiert jede Kerze 5 Minuten. Der Chart beginnt am 18.07. um 15:30 Uhr (da, wo die „18“ steht, ich habe auch einen Teil des Vortages ausgeschnitten) und endet um 22:00 Uhr (da wo die „19“ steht).
Bei jedem Candlestick-Chart repräsentiert jede „Kerze“ das von uns zuvor eingestellte Zeitintervall, was wir als Trader auch unsere „Zeitebene“ nennen und veranschaulicht vier wichtige Preispunkte innerhalb ihres jeweiligen Zeitrahmens: den Eröffnungskurs, den Höchstkurs, den Tiefstkurs und den Schlusskurs.
Die Anatomie eines Candlestick Charts
Im Folgenden wollen wir eine Kerze einmal in ihre Bestandteile zerlegen mit dem Ziel zu lernen, wie wir die Preisbewegung anhand eines Candlestick-Charts interpretieren können. Jede Kerze besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Körper und dem Docht bzw. der Lunte.

Körper
Der Körper einer Kerze ist der rechteckige Abschnitt, oben dargestellt in weiß (in der Tat stellt ist der Kerzenkörper eher „hohl“) und schwarz (bzw. gefüllt“), im SPY-Chart noch weiter oben in grün und rot.
Der Körper und die Farbe des Körpers gibt Auskunft über die Preisbewegung zwischen der Eröffnung und dem Ende des Zeitintervalls der Kerze.
Am häufigsten ist der Körper einer Kerze nach oben grün gefärbt, während der Körper einer Kerze nach unten rot gefärbt ist. Gelegentlich, insbesondere wenn Farbe keine Option ist, ist der Körper einer nach oben gerichteten Kerze hohl, während der Körper einer nach unten gerichteten Kerze ausgefüllt ist.
Offensichtlich liegt im Falle einer „bullishen Kerze“ der Eröffnungskurs unter dem Schlusskurs, im Falle einer „bearishen Kerze“ liegt der Eröffnungskurs über dem Schlusskurs.
Docht und Lunte
Der Docht und die Lunte einer Kerze, manchmal auch „Schatten“ genannt, ist die dünne Linie, die sich von beiden Seiten des Kerzenkörpers nach oben (Docht) und unten (Lunte) erstreckt.
Die Extremwerte des Dochtes und der Lunte stellen die Preisextreme der Kerze dar und markieren das Hoch oder Tief der Kerze.
Und das war es auch schon zu Candlesticks!
Mit diesen Informationen sind wir in der Lage eine Menge Informationen aus dem Bild bzw. dem Chart zu ziehen und für unser Aktien Trading zu nutzen.
Im nächsten Schritt wollen wir genau das einmal tun: wir wollen den Chart und das, was in diesem vorgeht, mithilfe von Candlesticks interpretieren.
Candlestick-Charts interpretieren
Nachdem wir nun verstanden haben, wie eine Kerze bzw. ein Candlestick-Chart aufgebaut ist, wollen wir den Chart zum Leben erwecken und Kursbewegungen lesen.
Wir untersuchen die Größe der Kerzen, ganz besonders mit Blick auf den Kerzenkörper und werfen dann einen Blick darauf, was es bedeutet, unterschiedliche Zeitrahmen zu verwenden.
Größe der Kerze (Kerzenkörper inklusive Docht und Lunte)
Die Größe der Kerze kann uns etwas über die Volatilität des Marktes bzw. der Aktie verraten. Die Länge des Körpers und des Dochts bzw. der Lunte kann uns darüber Informationen über die Preisbewegung innerhalb jeder Kerze geben.
Eine Kerze mit einem langen Körper bedeutet eine stark, in eine Richtung erfolgte Kursbewegung innerhalb ihres Zeitintervalls.
Eine Reihe aufeinanderfolgender großer aufwärts- oder abwärts gerichteter Kerzen kann auf einen starken Trend hindeuten.

Eine Kerze oder eine Vielzahl von Kerzen hintereinander mit kleinen Kerzenkörpern deutet auf kleine Kursbewegungen innerhalb deines Trading-Zeitintervalls hin. Eine Reihe aufeinanderfolgender Kerzen mit enger Spanne zu ähnlichen Preisen oder innerhalb der Spanne der vorherigen Kerze kann einen Rückgang der Volatilität und eine Preiskonsolidierung darstellen. Solch eine Phase kann im Falle eines starken Trends, sowohl auf-, als auch abwärts, auf eine „Verschnaufpause“ hindeuten, aber auch auf eine Phase der Unentschlossenheit, eine Zeit, in der Angebot und Nachfrage (oder Bären und Bullen) im Gleichgewicht sind und sich eine Seite durchsetzen muss um eine nächste Bewegung einzuleiten.
Solch eine Phase der Unentschlossenheit kann sich auch durch einen kleinen Kerzenkörper und relativ lange Dochte und Lunten widerspiegeln – in der Candlestick-Theorie spricht man hier von „Dojis“.

Ein sehr langer oberer Docht und ein Schluss nahe dem Tief der Kerze zeigen uns, dass der Preis einen Versuch zu einem starken Kursanstieg unternahm, dieser aber fehlschlug - und das alles innerhalb des Zeitintervalls der Kerze. Eine Reihe langer Dochte oder ein sehr ausgeprägter Docht kann einen signifikanteren Widerstandsbereich kennzeichnen (manchmal sprechen Profi-Trader hier von einer „Stuff“-Candle).

Umgekehrt deuten lange Lunten und ein Schluss im Bereich nahe der Hochs der Kerze darauf hin, dass der Kurs nach anfänglichem Abgabe- bzw. Verkaufsdruck zurückgekauft wurde und nahe der Hochs hat schließen können - und das alles innerhalb des Intervalls der Kerze. Eine Reihe langer Lunten oder eine sehr lange Lunte können auf eine Absorption und potenzielle Unterstützung hindeuten.

Die Elemente jeder Kerze sind Bausteine, die uns eine Geschichte erzählen. Im übertragenen Sinne erzählt uns der Chart also eine Geschichte und unsere Aufgabe als Trader ist es, diese Geschichte zu verstehen. Ein wenig so, wie als wenn uns der Chart eine Geschichte erzählt, wo es um das Finden eines Schatzes geht. Der Chart ist die Schatzkarte und unsere Aufgabe als Trader ist nun, den Schatz zu finden.
Daraus wird auch sofort klar, warum eine Kerze alleinstehend nicht wirklich hilfreich ist: es gilt die Gesamtheit aller Kerzen im Kontext wahrzunehmen und ausgehend hiervon den Chart zu verstehen.
Sinnvoll kann es sein, sich Charts mehrerer Zeitebenen anzeigen zu lassen um zu erkennen, wo wir übergeordnet stehen.
So schaue ich mir beispielsweise im Zeitfenster zwischen 15:30 und 16 Uhr (MEZ) und somit rund um die Wallstreet-Markteröffnung, wo ich hauptsächlich ganz kurzfristige Momentum-Trades und Scalps handle einen 1min-, 2min- und 5min-Chart an.
Ab 16 Uhr und nach der Preisfindungsphase, wenn ich auf der Suche nach möglichen Intraday-Swing-Trades bin, schaue ich auf den 2min-, 5min- und 30min-Chart.
Und wenn ich einen Swing-Trade mache, versuche ich meinen Trade zwar zu optimieren und gehe zwecks Einstieg auf die 2min-Ebene runter, schaue aber übergeordnet auf den 30min- und Tageschart.
1min Chart

30min Chart

Tageschart

Ein „höherer Zeitrahmen“ bezieht sich auf längere Zeitintervalle wie ein Tageschart, manchmal sogar auf einen Wochen-Chart und bietet einen Überblick über das „große, übergeordnete Bild“.
Ein „kleinerer Zeitrahmen“ bezieht sich auf kürzere Zeitintervalle wie einen 5- oder 1-Minuten-Chart und eignet sich für kurzfristige Trades.
Wie man aus meinen obigen Zeilen schon erkennen kann, offenbart sich, dass ich gerne m1- und m2- bzw. m5-Charts für meinen Intraday-Handel verwende und um mir einen Überblick über die Price Action der vergangenen zwei Tage zu machen.
Wenn ich mir anschauen möchte, was in den vergangenen fünf, zehn, 20 Handelstagen passiert ist und ausgehend davon ein etwas „größeres“ Bild abdecken möchte, schaue ich mir einen m30- oder Stundenchart an.
Und um das vergangene Quartal, vielleicht auch das letzte Jahr abzudecken, schaue ich mir einen Tages- vielleicht manchmal auch Wochen-Chart an.
Egal, welchen Handelsansatz du verfolgst: arbeite auf jeden Fall mit mehreren Zeitebenen, abhängig natürlich davon, was zu deiner Persönlichkeit und deinem Handelsansatz passt. Das Ziel ist es eine mehrdimensionale Sicht auf den Markt zu erhalten.
Grundlagen des Volumens
Nachdem wir nun verstanden haben, wie man Candlesticks liest, wollen wir uns dem Volumen widmen, welches man in Form der Balken am unteren Ende obiger Charts schon gesehen hat.
Jeder Volumenbalken stellt die Anzahl der Aktien dar, die während des Zeitrahmens der entsprechenden Kerze gehandelt wurden.

Beim Blick auf den Chart und unserer Interpretation, sollte man die jeweilige Kerze in Kombination mit dem zugrundeliegenden Volumen betrachten.
Tatsächlich ist das meiner Einschätzung nach wichtig, um die Signifikanz einer Bewegung bzw. auch eines sich ausbildenden Kerzenkörpers herauszustellen.
Schau dir zum Beispiel noch einmal weiter oben den Chart zur Absorption an und die langen Lunten. Schau dir hierzu in Kombination das verhältnismäßig hohe Volumen an, was mit diesen Absorptions-Kerzen einhergeht.
Einfach gesprochen spiegelt das wieder, dass da wirklich jemand relativ viel im betrachteten Zeitintervall „absorbiert“ zu haben scheint, was die Aussagekraft der von uns ausgemachten „Absorptions“-Kerzen noch einmal deutlich unterstreicht.
Schauen wir einmal auf obigen Chart: wir eröffnen mit einer Kurslücke (Gap) nach unten. Die Markteröffnung, genau wie auch der Handelsschluss, gehen mit hohem Interesse einher, eventuell besonders nach einem Quartalsbericht.
Offensichtlich wird die Aktie verkauft bzw. die Marktteilnehmer stoßen diese ab.
Nun schau dir die Phase an, wo die Aktie eine Unterstützung zu finden scheint, wir hatten das weiter oben als Phase von „Unentschlossenheit“ bezeichnet.
Schau dir zudem an, wie wenig Volumen unten mit den Kerzen weiß umrandet ansteigt. Übersetzt heißt das meiner Interpretation: „Hier will jemand nach dem anfänglichen Abwärtsdruck kaufen, er befindet sich aber offensichtlich in der Minderheit, ist trotz seines Interesses an der Aktie nicht ansatzweise in der Lage auch eine ausgeprägtere Gegenbewegung zu initiieren. Das ist nicht wirklich stark und wenn wir neue Tiefs markieren, sollte es erstmal weiter abwärts gehen, die Verkäufer sind noch nicht fertig mit verkaufen.“
Wir wollen das an dieser Stelle zunächst einmal so stehen lassen, zunächst festhalten, dass Trader das Volumen in ihre Analyse der Candlesticks einbeziehen, um die Beteiligung hinter einer Preisbewegung zu analysieren.
Aktien Daytrader stellen sich hier die Fragen: „Wie viele Aktien wurden hier gehandelt? Wie viele Aktien wurden im Vergleich zum Durchschnitt gehandelt?“
Wir werden diese Dynamik auf jeden Fall noch einmal später in diesem Artikel ausführlicher behandeln.
Technische Indikatoren
Alles in der technischen Analyse ist reine Mathematik. Denn alles ist eine Funktion von Zeit, Preis und Volumen.
Der Candlestick-Chart ist eine grafische Darstellung von Preispunkten im Zeitverlauf. Die Volumenbalken unter den Kerzenständern geben das reine Volumen und die Anzahl der gehandelten Aktien an.
Für einige Händler kann dies sicherlich ausreichen, um die technische Situation zu analysieren. Es gibt jedoch auch sogenannte technische Indikatoren, die die Mathematik von Zeit, Preis und Volumen auf unterschiedliche Weise aufschlüsseln.
In meinem Trading nutze ich primär vier technische Indikatoren, die ich dir in den folgenden Absätzen näherbringen möchte – und du wirst erstaunt sein, es taucht kein RSI, MACD oder Slow Stochastic auf…😉
Gleitende Durchschnitte (engl. Moving Averages)
Ein gleitender Durchschnitt ist der Durchschnittspreis einer Aktie über einen bestimmten Zeitraum.
Der Grund dafür, dass es sich um einen „gleitenden“ Durchschnitt handelt, liegt darin, dass dieser festgelegte Zeitraum mit der Ausbildung neuer Kerzen „weitergleitet“, im übertragenen Sinne wird die letzte Kerze im betrachteten Intervall abgeschnitten und die neue Kerze zum Durchschnitt hinzugefügt.
Hier ein einfacher Tageschart mit einem EMA(50) in gelb und einem EMA(200) in grau:

Gemeinhin nutzen Trader in ihren Charts gleitende Durchschnitte auf Tagesbasis in den Aggregationen 21, 50 und 200 – wie du siehst habe ich den 21er zwecks Übersicht außen vorgelassen.
Zudem sind die von mir genutzten, gleitenden Durchschnitte exponentiell geglättet, dass bedeutet nichts weiter, als dass ich der jüngsten Price Action bzw. den jüngst ausgebildeten Kerzen ein höheres Gewicht zugestehe als jenen, die weiter in Vergangenheit liegen.
Wichtig scheint aber vor allem eines zu betonen: diese gleitenden Durchschnitte sind reine Mathematik, wenn man so möchte ein Derivat des Preises. Es handelt sich um den durchschnittlichen Preis über ein bestimmtes Intervall – nicht mehr, nicht weniger.
Gleitende Durchschnitte können ein tolles Werkzeug sein, zügig einen Überblick über den vorherrschenden Trend zu erhalten oder auch, wie weit wir vom durchschnittlichen Kurs in der Aktie entfernt sind (was bei starken Überdehnungen zum Beispiel eine Gegenbewegung begünstigen könnte).
Eine detailliertere Betrachtung zum Thema „Gleitende Durchschnitte“ findest du in diesem Tutorial:
VWAP
Der volumengewichtete Durchschnittspreis (oder VWAP) ist ein kumulativer Durchschnittspreis basierend auf dem ersten Candlestick auf welchen man diesen berechnet und wo dann jeder Candlestick (oder Balken/Bar) nach dem jeweils innerhalb dieses Balkens gehandelten Volumens gewichtet wird.

Die meisten Trader verwenden einen Intraday-VWAP (orange), der ab dem ersten Balken des jeweiligen Handelstages verankert ist, wie oben in diesem 1-Minuten-Chart von NVDA gezeigt.
Einige Trader ankern ihre VWAPs frei und basierend wichtigen Events (hohe Volumina bei einem Ausbruch, Gaps, Quartalszahlen, usw.) und nutzen diese dann als Orientierung für den seit diesem Event durchschnittlich von den Marktteilnehmern bezahlten Preis, vor allem mit dem Ziel eine Idee der Psychologie des Marktes zu erhalten (handeln wir zum Beispiel unterhalb eines auf Quartalszahlen geankerten, Volumen-gewichteten Durchschnittspreises könnte man sagen: „Die Marktteilnehmer, die die Quartalszahlen in der Aktie xyz gekauft haben, liegen nun im Schnitt „unter Wasser“ und wenn diese dann früher oder später das Handtuch werfen weil sie sehen, dass die Aktie nicht wie erwartet steigt, können die Verkäufe weiteren Abwärtsdruck nach sich ziehen“)
Grundsätzlich stellt der VWAP den durchschnittlichen Transaktionspreis für den Zeitraum dar, in dem man ihn berechnet.
Trader verwenden VWAP, um das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in einem bestimmten Zeitraum zu visualisieren. Wenn der Preis über VWAP bleibt, geht man davon aus, dass die Käufer die Kontrolle haben. Wenn der Preis unter dem VWAP bleibt, geht man davon aus, dass die Verkäufer die Kontrolle haben. Wenn der Preis um den VWAP schwankt, spiegelt das Unentschlossenheit der Marktteilnehmer wider und einen Kampf zwischen Bullen und Bären.
Folgendes Tutorial könnte in diesem Zusammenhang für dich interessant sein:
ATR
Die Average True Range (ATR) ist die durchschnittliche Spanne der Candlesticks über einen bestimmten Zeitraum. Genau wie der gleitende Durchschnitt wird die ATR mit neu einkommenden Balken kontinuierlich aktualisiert, während der letzte Balken innerhalb des betrachteten Intervalls rausfällt.
Kurz und bündig gesprochen: die ATR misst die Volatilität des Marktes.
Die ATR kommt zu meinem Trading wie das morgendliche Zähneputzen für einen guten Start in den Tag. Denn die ATR gibt mir schnell eine Idee, wie volatil die von mir gehandelte Aktie ist und ist äußerst hilfreich zu beurteilen, wie weit eine Aktie im Tagesverlauf gestiegen/gefallen ist.
Ich berechne die ATR auf die letzten 22 Tage (betrachte mir die ATR also im Tageschart). Der Eingabewert „22“ resultiert aus dem Umstand, dass ein Handelsmonat im Schnitt 22 Tage hat, sprich: ich möchte also auf einen Blick sehen, wo groß eine Tageskerze im Schnitt im letzten Handelsmonat war.
Schauen wir auf ein konkretes Beispiel: nehmen wir an, die tägliche ATR(22) von TSLA beträgt 12 Dollar. Anstatt zu sagen: „TSLA ist in der ersten Handelsstunde um 6 Dollar gestiegen!“ sagt ein erfahrener, professioneller Trader: „TSLA ist in der ersten Stunde um eine halbe ATR gestiegen!“.
Das liefert ein objektiveres (und meiner Einschätzung nach besseres) Verständnis von der Preisbewegung insgesamt und besonders in Relation zu der üblichen Preisbewegung innerhalb eines Handelstages in der Aktie.
Man kann daraus zum Beispiel schließen, dass TSLA für den Tag Trading-technisch eventuell noch etwas „Fleisch am Knochen“ hat, ganz besonders dann, wenn sich zudem ein Katalysator für die Bewegung findet, bspw. ein Quartalsbericht, eine Breaking News oder auch ein Bruch über/unter ein technisch relevantes Level, was viele Marktteilnehmer beobachtet haben könnten.
Eine detailliertere Betrachtung zum Thema ATR und wie sich diese im Trading verwenden lassen könnte (anhand eines Beispiels im DAX) kannst du dir hier anschauen:
RVOL
Beim RVOL (oder: Reltiven Volumen) handelt es sich um eine Kennzahl, die ganz wesentlich darüber entscheidet, ob eine Aktie für uns innerhalb unseres Daytradings von Interesse ist bzw. ob diese „heiß“ ist.
Die Berechnung des RVOL ist tatsächlich ganz einfach: wenn eine Aktie normalerweise bis 16:30 Uhr (und somit innerhalb der ersten Stunde des Handelstages nach Wallstreet-Eröffnung um 15:30 Uhr) 2 Millionen Aktien gehandelt sieht, heute aber bis 16:30 Uhr bereits 6 Millionen Aktien gehandelt wurden, dürfen wir davon ausgehen, dass die Aktie ein erhöhtes Interesse auf sich zieht (und zwar ganz objektiv, ohne Chartmuster, News, etc.), denn: es wurde das Dreifache des sonst gehandelten, gewöhnlichen Volumens im betrachteten Zeitfenster gehandelt.
Im geschilderten Fall beträgt das RVOL 3, denn wir setzen die heute gehandelten 6 Millionen Aktien ins Verhältnis zu den sonst gehandelten 2 Millionen Aktien.
Das RVOL ist ein mächtiges Werkzeug, eben weil es objektiv ist: so können wir zwar ein Gefühl haben, dass dieses oder jene technische Level bei einem Breakout wichtig ist oder diese oder jene Nachricht des Unternehmens vom Markt mit Interesse aufgenommen wird.
Aber die finale Bestätigung erfolgt durch einen Blick aufs RVOL: sehen wir hier einen Anstieg auf das 3-, 5- oder 10-fache des durchschnittlich gehandelten Volumens, ist Interesse gegeben – falls nicht, gilt es vorsichtig zu sein und sollten wir uns zum Beispiel dennoch entscheiden unser Setup in der Aktie zu handeln bspw. unser einzugehendes Risiko zu reduzieren.
Warum technische Faktoren wichtig sind (Short Squeeze als Beispiel)
Warum analysieren wir eigentlich die Kursentwicklung einer Aktie, selbst dann, wenn der Aktienkurs doch alle Informationen diskontiert (also beinhaltet) und ein Spiegelbild dessen sein soll, wie gut es dem Unternehmen finanziell geht?
Tja, weil Menschen ausgehend von ihren Emotionen irrationale Entscheidungen treffen und das eben nicht immer der Fall ist (wäre es nämlich so, dann ließe sich für uns Trader kein zu kapitalisierender Vorteil identifizieren).
Denke noch einmal zurück an unsere, etwas weiter oben geführte Diskussion zum Thema Angebot und Nachfrage und daran, wie die Nachfrage und das Angebot und der hieraus resultierende Druck den Kurs einer Aktie bewegt.
Nun, dieser Kauf- und Verkaufsdruck geht oft über alle grundlegenden Überlegungen zur Qualität des Unternehmens hinaus.
Und dafür gibt es kein besseres Beispiel als eine massiven Short-Squeeze in einer Aktie.
Ein Short Squeeze ist ein aggressiver Preisanstieg, der aus dem Umstand resultiert, dass auf fallende Kurse spekulierende Marktteilnehmer gezwungen werden, ihre spekulativen Positionen auf einzudecken (Short Covering).
Die Psychologie hier ist sehr interessant, also denke darüber ein wenig nach: Du hast ein Unternehmen, dessen fundamentaler Ausblick schwach ist und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass das Unternehmen eher früher als später bankrottgehen wird.
Das entgeht natürlich auch nicht großen Hedge Funds, die auf genau dieses Ereignis spekulieren und die Aktie leerverkaufen.
Sollte sich nun etwas an dem fundamentalen Ausblick im Unternehmen ändern oder einfach der auf den Bankrott wettende Hedge Funds seine Short-Wette eindecken müssen, weil er in einem anderen Trade schief liegt oder auch mit Kapitalabflüssen seitens Investoren konfrontiert sein, weil diese Kapitalbedarf haben, etc., dann kann hieraus eine große potenzielle Nachfrage in der Aktie resultieren.
Es gibt also erste Käufe in der Aktie durch ein einsetzendes Short Covering und es kann zu einem Domino-Effekt kommen, denn durch das Erreichen bestimmter Preisniveaus können sich weitere Hedge Funds gezwungen sehen, ihre Short-Positionen in der Aktie einzudecken, usw.
Die fundamentale Situation in der Aktie mag immer noch katastrophal schlecht sein, das Unternehmen kurz vor dem Bankrott stehen – und dennoch schießt die Aktie durch die enorme Nachfrage regelrecht durch die Decke, denn plötzlich ist gefühlt jeder, gezwungenermaßen, ein Käufer!
Spontan denkst Du jetzt vielleicht an den „Meme-Stock-Hype“ Anfang 2021 in Gamestop, aber tatsächlich tauchen solche „Short Squeezes“ immer wieder auf – und können hochprofitable Handelsgelegenheiten bieten, besonders für erfahrenere Aktien Trader.
Hier ein Beispiel in Carvana (Ticker: CVNA) aus dem Jahr 2023:

Du wirst dich nun zu Recht fragen, wie man erfährt, ob eine Aktie einen hohen „Short Float“ hat, also wie viele der umgehenden Aktien besonders seitens institutioneller Marktteilnehmer leerverkauft wurden.
Hier gibt es eine kostenlose Quelle, www.finviz.com, die ich in der Tat vor jedem Handelstag in Bezug auf die von mir geplant zu handelnden Aktien besuche, um mir einen Überblick über das durchschnittlich gehandelte Volumen in der Aktie in den vergangenen drei Monaten zu verschaffen (Average Daily Trading Volume), die Anzahl der umgehenden Aktien (Shares Float) oder eben auch hinsichtlich der leerverkauften Aktien (Short Float):

Sobald der Short Float über 20% liegt (in diesem Beispiel von CVNA zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Leitfadens bei 41.74%), ist die Aktie in Bezug auf „Short Squeezes“ einen näheren Blick wert.
Während Long Plays in solchen Aktien durchaus profitabel sein können, bin ich persönlich in Bezug auf Short-Positionen in solchen Aktien eher vorsichtig.
Erfahrungsgemäß haben nämlich Aktien, die einen hohen Short Float haben eine etwas „choppigere“ Struktur, besonders, wenn zeitgleich die Anzahl umgehender Aktien unter 100 Millionen, erst recht unter 50 Millionen Aktien, beträgt.
Wenn Du so möchtest, sind solche Aktien dann nicht selten ein „Spielball“ der großen Marktteilnehmer und wir sind fast so eine Art Fischfutter für die Piranhas, wenn wir uns in deren Gefilde verirren, sollten also besonders als Anfänger im Bereich Aktien Trading lieber im abgegrenzten Bereich des Pools planschen. 😉
Sind wir allerdings fortgeschritten und uns des hohen Short Floats bewusst und demnach ausgehend vom Zwang dieser großen Player eindecken zu müssen, dass es zu starken, mit hohem Volumen einhergehenden Ausbrüchen auf der Oberseite kommen kann, dann können solche Aktien gute Kandidaten sein, ganze Monats- und Jahres-Performances in unserem Aktien Trading zu generieren (schau dir obigen CVNA Chart detailliert an und die massiven Anstiege im Volumen einhergehend mit den großen, grünen Kerzen – ein Paradies für Breakout Trader und jene, die wissen, was sie tun - wir gehen auf CVNA und Breakout Plays noch detaillierter in diesem Artikel ein).
Fundamentalanalyse
Im Gegensatz zur technischen Analyse handelt es sich bei der Fundamentalanalyse um eine Analyse der Informationen, die aus der Leistung des Unternehmens selbst und nicht aus der Entwicklung der Aktie bzw. des AKtienkurses stammen.
Dazu kann die Analyse der Bilanz, des Cash-Flow-Berichts oder auch ein veröffentlichter Quartalsbericht dienen, der einen Überblick über diese Informationen über das abgelaufene Geschäftsquartal liefert bzw. einen Ausblick dieser Kennzahl für die kommenden Quartale seitens des Unternehmens.
Diese Informationen bzw. Veröffentlichungen, selbst sogenannte „Breaking News“, die den Markt völlig unvorbereitet treffen bspw. hinsichtlich einer Kooperation zwischen zwei Unternehmen oder auch eine Untersuchung seitens einer Regulierungsbehörde wie der SEC, BaFin, etc. (was gemeinhin niemals gut ist und von Tradern zunächst als Grund gesehen wird, die Aktie des Unternehmens zu verkaufen, erst später zu fragen, was eigentlich untersucht wird) beeinflussen logischerweise die Sichtweise des Marktes auf das Unternehmen und sorgen für Veränderungen des Ausblicks für das Unternehmen bzw. dessen Aktien.
Bei der Betrachtung der Fundamentaldaten ist es immer wichtig, darüber nachzudenken, was für den Markt eine Überraschung sein könnte und was möglicherweise bereits eingepreist ist.
Nur weil ein Unternehmen über eine starke Bilanz und ein enormes Wachstum verfügt, heißt das nicht, dass der Aktienkurs in näherer Zukunft Aufschläge sieht und höher notiert (tatsächlich kommt es hier nicht selten zu einem „Buy the rumors, sell the news“: die Erwartung auf starke Zahlen hat bereits vorab für Aufschläge gesorgt und wenn die starken Zahlen dann wirklich veröffentlicht werden, wird die Aktie verkauft und fällt – und umgekehrt im Falle fallender Kurse und schlechter Nachrichten).
Aber: kommt es zu Überraschungen, die der Markt so nicht erwartet hat und zu einer Neubewertung des Unternehmens bzw. der Aktie führt, kann das in einer Situation resultieren, in der sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der Aktie dramatisch verschieben und zu starken Kursbewegungen in die ein oder andere Richtung führen könnte.
In jedem Jahr gibt es vier sogenannte „Quartalsberichte“, die börsennotierte Unternehmen vorzulegen haben und die für uns als Aktien Trader großartige Möglichkeiten bieten können von resultierenden Überraschungen und Kursschwankungen in den betroffenen Aktien zu profitieren.
Was ich gerne mache ist, dass ich meinen technischen und fundamentalen Blick auf den Markt bzw. Aktien kombiniere, um dann Entscheidungen in meinem Trading zu treffen.
Aber während es durchaus interessant sein kann, sich die fundamentalen Gegebenheiten eines Unternehmens en detail zu betrachten, studiere ich nicht den kompletten Quartalsbericht, sondern blicke auf Kernzahlen des jeweiligen Unternehmens
Gewinn pro Aktie (engl. Earnings per Share oder EPS)
Umsatz (engl. Revenue)
Ausblick für die kommenden Quartale (engl. Guidance)
Das Wachstum im jeweiligen Segment (was immer im Gesamt-Kontext und in Relation zu anderen Unternehmen gesehen werden sollte),
aber dann ganz besonders, wie diese vom Markt aufgenommen werden und die resultierende Price Action.
Das heißt etwas anders formuliert: vergegenwärtige dir IMMER bzw. rufe dir ins Gedächtnis, dass deine Einschätzung oder Meinung in Bezug auf die Zahlen völlig unerheblich ist.
Sagst du dir innerlich „Boah, sind das starke Zahlen“, aber die Aktie wird abverkauft, dann solltest Du dem Preis folgen und was dieser vorgibt und nicht deiner Meinung.
Kurz zum Abschluss: zum Thema Fundamentalanalyse, besonders im Hinblick auf das Lesen und Interpretieren von Bilanzen, Cash Flow- und Income-Statements widmen wir uns in einem separaten Leitfaden, einem, der dann auch eher für Investoren und längerfristig agierende Händler geeignet ist.
An dieser Stelle wollen wir es nicht zu detailliert werden lassen, da wir als Trader zwar einerseits einen groben Überblick über Quartalszahlen haben sollten, auf welche Kennzahlen wir grob achten sollten und natürlich auch, wann diese veröffentlicht werden.
Aber als kurzfristig agierende Trader, sind wir an erster Stelle auf die resultierende Price Action fokussiert und auf das Handeln folgend auf die Nachricht, was uns zum nächsten Abschnitt bringt:
Was Du benötigst, um im Aktien Daytrading erfolgreich zu sein
Viele von uns sind mit Sport aufgewachsen oder haben ein Musikinstrument gelernt. Irgendwann habe ich dann angefangen mich zu fragen, wie die Meister oder auch Top-Performer in ihrem jeweiligen Sport oder mit ihrem Musikinstrument zu ebensolchen „Könnern“ geworden sind.
Ein tolles Buch, was mir die Augen geöffnet hat (und dir vielleicht auch), ist das Buch „Peak“ von Anders Ericsson und Robert Pool – hier gehts zur deutschen Version auf Amazon
Dieses Buch liefert eine sehr gute Einführung in den Bereich „Peak Performance“ und „Deliberate Practice“, was sich grob zusammenfassen lässt, als strukturiertes und gezieltes Verbessern in jeweils ausgemachten Bereichen, die Bestleistungen in der jeweiligen Disziplin, in unserem Fall „Trading“ ermöglichen sollen.
Trading-Grundlagen
Ich habe bspw. in meiner Jugend sehr intensiv Kampfsport betrieben. Mein Meister hat dabei sehr viel Wert auf Grundlagenarbeit gelegt und hier auf ein intensives Aufwärmprogramm, bevor wir dann entsprechende Techniken mit Partnern einstudiert und trainiert haben.
Und ich spreche hier nicht von einem Aufwärmtraining ala „10 Minuten ein bisschen stretchen, Hampelmann springen und dann gings los“.
Nein, unser Training betrug insgesamt 1:15 Stunden, von denen 35-40 Minuten Aufwärm-Training war – also fast die Hälfte der gesamten Trainings-Session.
Bei unserem Aufwärmtraining ging es um intensive Kraftübungen, Beweglichkeits- und Dehnübungen oder auch Koordinationsübungen. Und nicht nur, dass diese darauf abgezielt haben, uns auf das anschließende Technik-Training vorzubereiten.
Sie dienten vor allem dazu, den Körper und die Muskulatur vor Verletzungen zu schützen – Verletzungen, die ich nie hatte und auch heute, 20 Jahre später, meiner Einschätzung nach ausgehend vom damaligen Training selten bis nie habe.
Hierin dürfte sich der Grund finde, warum ich im Hinblick auf mein Trading so penibel auf eine gute Vor-, aber eben auch Nachbereitung achte und kontinuierlich versuche mich stetig zu verbessern.
Nicht nur, dass ich weiß, dass eine gute Vorbereitung in meinem Trading mich vor größeren Verlusten schützt. Durch ein bewusstes Wahrnehmen meines Tuns und strukturiertes und gezieltes Verbessern in ausgemachten Bereichen, bin ich in der Lage mich kontinuierlich zu verbessern und auf dem für mich best- und höchstmöglichen Niveau zu performen – was ich vor dem Hintergrund der mir an den Aktienmärkten begegnenden Konkurrenz auch muss.
Um in dieser Peak Performance Tätigkeit „Aktien Daytrading“ bestehen zu können, muss ich täglich in der Lage sein, die richtigen Aktien für mein Trading auszuwählen, Charts zu lesen und mein Risiko adäquat zu managen – und Du auch, wenn du, wenigstens gegen mich, bestehen willst.
Die richtige Aktie
Gleich vorab:
Du kannst in deinem Trading nur so gut sein, wie die Aktie, die Du handelst.
Das sollte intuitiv klar sein: Du kannst ein begnadeter Trader sein, perfekt die Charts und Price Action lesen, mental stabil und einen ausgeklügelten Risiko- und Money Management-Plan – wenn sich die von dir ausgewählte Aktie nicht bewegt, dann bringt dir das alles nichts!
Die Frage, die wir uns also stellen: wie finden wir die richtige Aktie? Möglichst eine, die sich bewegt und dann auch noch mit der von uns gehandelten Strategien bzw. unserer Persönlichkeit als Trader korrespondiert?
1) Die Aktie hat einen frischen News-Katalysator
Der jeweilige News-Katalysator (eine Breaking News oder auch ein Quartalsbericht z.B.) sollte die Marktteilnehmer überraschen, Interesse auf sich ziehen (=das Volumen sollte in der Aktie merklich ansteigen) und es sollte zu einem deutlichen Ungleichgewicht hinsichtlich Angebots und Nachfrage kommen, was zur Ausbildung von Trends und resultierenden Trading-Gelegenheiten für uns Trader führt.
2) Relatives Volumen (RVOL)
Wir hatten das bereits weiter oben thematisiert und im erweiterten Sinne auch im ersten Punkt: die Betrachtung des Handelsvolumens der Aktie im Verhältnis zu ihrem üblichen Handelsvolumen ist in der Regel eine fantastische Möglichkeit, den Grad der gestiegenen Beteiligung und des Interesses an einer Aktie zu messen. Dies kann Intraday oder über mehrere Tage hinweg gemessen werden.
3) Relative Stärke und relative Schwäche
Die Suche nach einer Aktie, die deutlich stärker als ihre Mitbewerber im jeweiligen Sektor oder deutlich schwächer als ihre Mitbewerber im jeweiligen Sektor ist, kann eine gute Möglichkeit sein, nach Aktien zu filtern, die ungewöhnliche Handelsaktivitäten aufweisen und sich für Trades eignen.
4) Technischer Katalysator
Eine Aktie mit einem sehr guten technischen Setup kann sehr attraktive Trades aus Chance-Risiko-Verhältnis-technischer Perspektive liefern.
Hierbei kann es sich zum Beispiel um das Halten eines signifikanten Kursniveaus (Unterstützung oder Widerstand), aber auch um ein Gap (eine Kurslücke) handeln. Das kann zum Beispiel interessant werden, wenn z.B. der Sektor, in welchem die Aktie handelt, am jeweiligen Handelstag schwach ist, aber die Aktie oberhalb eines wichtigen Unterstützungslevels handelt, also relative Stärke demonstriert. Sobald der Sektor nicht mehr abverkauft wird, wäre zu erwarten, dass die betrachtete Aktie ihre gezeigte, relative Stärke in steigende Kurse umwandelt.
5) Die Aktie respektiert Level
Wenn eine Aktie „Level“ respektiert und „gut gehandelt“ wird, ist sie definitiv ein Trading-Kandidat, ganz besonders dann, wenn weitere Faktoren gegeben sind. Wenn eine Aktie sauber gehandelt wird und schöne Trends etabliert, relative Stärke oder Schwäche zeigt – das ist der Traum für jeden Aktien Trader.
Andersherum: wenn eine Aktie „zickig“ und „erratisch“ ist, dann lässt mich das eher auf Abstand gehen (um den Aspekt weiter oben zu Short Squeezes aufzugreifen: zum Beispiel Short zu sein in einer Aktie mit einem hohen Short Float).
Für mich ist eine Aktie heiß, wenn sie Attribute auf sich vereint, die auf ein erhöhtes Interesse hindeutet (ein hohes RVOL bzw. vorbörsliches Volumen in Relation zum durchschnittlich gehandelten Volumen), einen frischen News-Katalysator hat, breit und tief in Bezug auf die Liquidität ist, aber eben bspw. auch „Level respektiert“, also sauber läuft, im übertragenen Sinne „unkompliziert“ ist.
Heiße Aktien sorgen ganz natürlich dafür, dass wir als Aktien Trader hoch attraktive Chance-Risiko-Verhältnisse in unserem Trading finden und erhöhen die Wahrscheinlichkeit in unserem Trading profitabel zu sein dramatisch.
Charts lesen
Charts zu lesen ist in Bezug auf die langfristige Profitabilität im Trading elementar. Unter „Charts lesen“ versteht man das Untersuchen historischer Kursbewegungen und des zugrundeliegenden Volumens der Aktie, die du handelst.
Hilfreich hierzu ist die Technische Analyse, wie bereits weiter oben thematisiert, die versucht jede Art von Information, die aus den Kursbewegungen und dem Volumen einer Aktie gewonnen werden, zu analysieren.
Die Kursbewegung einer Aktie wird durch Käufe und Verkäufe von Marktteilnehmern verursacht. Erinnere dich an dieser Stelle an die Angebots- und Nachfragedynamik, wobei uns Charts helfen diese Dynamik zu erkennen und im Gesamt-Zusammenhang zu unserem Vorteil zu nutzen.
Wir können diese Nachfrage im Chart sehen, die Nachfrage, die zu einem ganz bestimmten Kursniveau in die jeweilige Aktie gekommen ist, die Aktie stabilisiert und dann aufwärts getrieben hat. In Zukunft wollen wir einen solch identifizierten Bereich „Unterstützung“ nennen:

Obiger Chart zeigt dir eine solche Unterstützung anhand eines Beispiels in der Aktie von Rivian (Ticker-Symbol RIVN) im Bereich um $23.50, die dreimal getestet wurde, gegen welche sich offensichtlich Käufer fanden, die dann zu Aufschlägen in den kommenden Wochen bis über $28 geführt haben.
Genauso, wie wir im Chart solche Unterstützungen ausmachen können, ist es auch möglich, Widerstände zu identifizieren, also Bereiche, in welchen Verkäufer auf den Plan getreten sind und das Angebot die Nachfrage überstiegen hat:

Obiger Chart illustriert dir einen offensichtlichen, starken signifikantes Widerstandsbereich im IWM (ein ETF, der den Russell2000 abbildet).
Was du an diesem Widerstandsbereich ausmachen kannst, ist ein potenzielles „Action-Level“, was für uns als Trader besonders interessant werden könnte, wenn wir höher brechen.
Und was lässt mich zu dem Schluss kommen, dass eine solche Attacken der Bullen anstehen könnte? Schau dir mal genau diesen Chart an: die Abpraller gegen diesen Bereich um $198 über ein Jahr werden zunehmend kleiner, was meiner Interpretation nach darauf hindeutet, dass das gegen dieses Widerstandsniveau in den Markt gegebenen Angebot abzunehmen scheint bzw. im übertragenen Sinne den Bären so ein wenig die Power auszugehen scheint.

Aber kommen wir noch einmal zurück zu Rivian/RIVN von weiter oben: bei genauerer Betrachtung erkennst du nicht nur einen Unterstützungsbereich um $23.50, sondern auch eine Widerstandsregion um $27.50/28.
Initial kannst Du erkennen, dass RIVN einen Versuch startete die sogenannte „Range“ bzw. Handelsspanne auf der Oberseite zu verlassen, dann aber zurück in die Range lief, es sich also um einen sogenannten „Fehlausbruch“ handelte.
In den folgenden Tagen und Wochen starteten die Bären dann eine weitere Attacke auf der Unterseite und folgend auf die Quartalszahlen (zu erkennen an dem kleinen „E“ auf der Zeitachse unten) fand sich dann in den Folgetagen eine ausreichende Anzahl von Verkäufern und hohes Verkaufsvolumen, was zu einem Bruch aus der Range tiefer führte.
Nun wirst Du dir, da Du nun langsam beginnen wirst, wie ein Trader zu denken, die Frage stellen: „Und, konnte man das handeln bzw. frühzeitig erkennen?“
Ich würde dir antworten (auch, weil ich RIVN sowohl in Bezug auf die Range und ein Auflösen dieser, sowohl auf der Ober-, als auch auf der Unterseite aktiv selbst gehandelt habe): „Ja, ich denke schon…“ und würde das erklären mit der deutlichen Tendenz eines sich ausbildenden Trends mit steigenden Hochs bzw. Tiefs vor dem Ausbruch höher bzw. den fallenden Tiefs und fallenden Hochs vor dem Bruch tiefer, was zunehmendes bullishes bzw. bearishes Interesse widerspiegelte:

Tape Reading
In Bezug auf diesen Absatz war ich zunächst ein wenig skeptisch, weil es in Bezug aufs Tape Reading zügig sehr anspruchsvoll und vielleicht auch abschreckend werden kann.
Hinzukommt, dass ein solcher Absatz zum Thema Tape Reading einiges an Basisinformationen voraussetzt in Bezug auf das Thema Orderbuch.
Am Ende siegte dann aber der Wunsch, einen möglichst umfangreichen Leitfaden für Beginner im Bereich Aktienhandel zu erstellen.
Die folgenden Zeilen sind orientiert an zwei YouTube-Tutorials, die ich sowohl zum Thema „Orderbuch“, als dann auch zum Thema „Tape Reading“ gemacht habe. Zudem findest du praktische Beispiele etwas weiter unterhalb dieses Absatzes, wo ich anhand realer Trades durch das Thema „Tape Reading“ gehe.
Beginnen wir zunächst mit dem Thema
Orderbuch
Im Orderbuch findet sich die jeweilige Auftragslage in einem bestimmten Handelsinstrument.
Die Geldseite bzw. der Bid gibt an, zu welchem Preis die Marktteilnehmer bereit sind, zu kaufen.
Die Briefseite bzw. der Ask gibt an, zu welchem Preis die Marktteilnehmer bereit sind, zu verkaufen.
Der in untenstehender Grafik türkis hervor gehobene Preis ist jener Kurs, zu dem der letzte Umsatz getätigt wurde und den du bspw. auf einer Webseite oder auf der Börsentafel in Frankfurt angezeigt bekommst.
Die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs ist der sogenannte Spread.

Die Breite des Spreads ist variabel, abhängig von jenem Preis, zudem Marktteilnehmer bereit sind zu kaufen bzw. zu verkaufen.
Das bedeutet auch: steigt die Unsicherheit im Markt (z.B. durch News), ist eine Ausweitung des Spreads zu beobachten.
Die treibende Kraft sind die Markt-Orders, nicht die Limit-Orders, sprich: durch Market-Orders kommt „Bewegung“ in den Markt.
Diese Markt-Orders spielen in Bezug auf die weiteren Betrachtungen eine wesentliche Rolle:

Nun gibt es zwei Spieler am Markt: dynamische Spieler und passive Spieler.
Dynamische Spieler sind jene Trader, die den Markt „manipulieren“ können (ohne jetzt zu sehr in die Details zu gehen, wie sie das tun, schaue dir hierzu am besten unten folgendes Tutorial an).
Passive Spieler (also im übertragenen Sinne wir…) sind überzeugt, dass nach ihnen jemand in den Markt tritt, der zu einem schlechteren Preis als man selbst kauft/verkauft.
Passive Trader sind jene, die den Spread zahlen und zu jeweiligen Limit-Orders kaufen/verkaufen, bspw. ausgehend von der Suggestion dynamischer Spieler, dass der Markt steigt/fällt (kleine Anmerkung: im Großteil der Fälle entziehen wir dem Markt Liquidität, dazu aber an dieser Stelle keine weiteren Details).
Diese Überlegungen in Bezug auf dynamische und passive Spieler lassen aus Trading-psychologischer Sicht einige interessante Schlüsse zu, zum Beispiel Bewegungen im Orderbuch bzw. im Chart als Ungleichgewicht von Überzeugungen zu verstehen.
Etwas konkreter: was den Markt von z.B. 100 auf 101 bewegt ist eine Überzeugung, nämlich jene Überzeugung, dass der Markt nach meinem Kauf weiter steigt.
Ergo: damit der Markt weiter steigt, brauchen wir ein fortwährendes Ungleichweit im Hinblick auf die vorherrschende Überzeugung unter den Marktteilnehmern, dass es weiter aufwärts geht.
Aber: wenn man nur die Überzeugung anderer Trader handelt, die man allerdings nicht beeinflussen kann bzw. von welcher man 100% abhängig ist, warum sollte man sich über Verluste ärgern? (unterschätze nicht die Macht dieser simplen Frage in Bezug auf dein zukünftiges Trading – Du wirst mehr als einmal fassungslos und kopfschüttelnd vor deinem Chart sitzen und Dich fragen „Warum?“ – diese Frage wirst Du nun als völlig sinnlos erkennen und hoffentlich deine Rückschlüsse ziehen, dass es im Trading nicht um das Vorhersagen von Kursbewegungen geht (was unmöglich ist), sondern um das Management unserer, mit unseren Trade einhergehenden Risiken (was Du beeinflussen kannst und zu 100% in deinem Einflussbereich liegt).
Also: wir geben als passive Trader in jenem Moment unsere „Kontrolle“ ab, wo wir den Trade abdrücken, sind dann abhängig von Überzeugungen anderer Trader und „Spielchen“ dynamischer Trader.
Daraus folgt: der Ausgang eines einzelnen Trades ist rein zufällig und kann von uns passiven Tradern nicht beeinflusst werden (unser Risiko einhergehend mit einem Trade eben schon 😉)
"Manipulation" im Orderbuch

Kommen wir nach der Einführung der „Orderbuch“-Basics nun im nächsten Schritt zum
Tape Reading
Kurz und knapp: unter Tape Reading versteht man die Analyse des „Order Flows“, in unserem Fall einer Aktie, die wir planen zu handeln.
Das Tape ermöglicht es Tradern, jene Orders zu sehen, die aus der Zusammenführung von Angebot und Nachfrage ausgeführt wurden.
In Bezug auf das Tape Reading gibt es zwei zu studierende Begrifflichkeiten: „Level 2“ und „Time & Sales“.
Level 2
Hierbei handelt es sich um das Orderbuch. Du kannst innerhalb des Orderbuchs, sowohl die Geld-, als auch die Briefseiten erkennen und die jeweils zum Geld- bzw. Briefkurs angebotene „Ordergröße“:

Time & Sales
Die „Times & Sales“ kann man auch als „Prints“ verstehen, also eine Aufzeichnung von Echtzeittransaktionen, die in der von Dir beobachteten Aktie stattfinden. Es ist also eine Auflistung jener Transaktionen zum jeweiligen Kurs und mit der jeweiligen Ordergröße, die zum entsprechenden Kurs umgesetzt wurden:

Da es nun relativ schwer ist, das Konzept des Tape Readings statisch zu erklären, will ich tatsächlich stattdessen eine Auflistung für ein „bullishes Tape“ bzw. „bearishes Tape” liefern und für ein dynamischeres Bild auf die entsprechenden Tutorials in meinem YouTube-Kanal verweisen:
Bullishes Tape
Bids „ziehen nach“ / „Step Up“
Die Vielzahl der Transaktionen in der T&S finden zum Briefkurs/Offer/Ask statt (viele „grüne Prints“)
T&S beschleunigt spürbar, aber Preis bleibt stabil/geht nicht runter
Dünne Briefseite/Offer
Käufer halten den Bid (kontinuierliches „Auffrischen“) / Akkumulation
Große Transaktionen („Big Prints“) zum Briefkurs
ASK „Spoofing“
Bearishes Tape
Offers „ziehen nach“ / „Step Down“
Die Vielzahl der Transaktionen in der T&S finden zum Geldkurs / BID statt
T&S beschleunigt spürbar, aber Preis bleibt stabil/geht nicht rauf
Dünne Geldseite/BID
Verkäufer halten den Offer (kontinuierliches „Auffrischen“) / Akkumulation
Große Transaktionen („Big Prints“) zum Geldkurs
Bid „Spoofing“
Risk- und Money Management
In meinem Buch „Trader – Der Weg zur profitablen Handelsstrategie – in jedem Markt“ widme ich dem Thema Risk- und Money Management ein ganzes Kapitel – was kein Zufall ist, immerhin ist es meiner Einschätzung nach eine der drei Säulen profitablen Tradings.
Ich will nun an dieser Stelle nicht dieses ganze Kapitel einfügen, das macht wenig Sinn bzw. schießt über das Ziel hinaus.
Ich will stattdessen einen kurzen Abriss darüber verfassen, warum Risiko-Management im Trading so wichtig ist und wo Du anfangen solltest, später dann, sofern Du in deinem Trading etwas fortgeschrittener bist, spezifischer in Bezug auf dein Risiko-Management werden solltest, da sich dein täglich akzeptiertes Verlust-Limit bspw. an deiner Erfahrung, ganz wesentlich aber an den Kern-Parametern deines Tradings rund um deine Trefferquote und deinem Payoff-Ratio orientieren, die wiederum deinen Erwartungswert und somit im übertragenen Sinne deinen Vorteil definieren.
Fange erstmal damit an, zu sagen: das ist der maximale Betrag, den ich an einem Handelstag verlieren darf. Sobald dieser Betrag (bspw. 100 Euro) verloren ist, darf ich für den Tag nicht mehr live handeln, maximal im Demo-Modus.
Das Festlegen eines solchen, täglichen Verlust-Limits ist essenziell für deinen langfristigen Trading-Erfolg und manche Broker bieten gar die Möglichkeit einer Kontosperre, sobald dieser Punkt erreicht ist.
Du wirst nun eventuell einwenden: „Ja, aber wenn sich dann die Trading-Gelegenheit des Tages ergibt und nicht kann diese nicht mehr handeln?“ – ja, dann ist das so, schluck es runter, wisch den Mund ab und warte bis morgen, es wird auch morgen wieder genügend Möglichkeiten bzw. Trades geben!
Die Erkenntnis, dass genau jetzt, nachdem Du den maximalen Verlust für einen Handelstag gerissen hast, die beste Trading-Gelegenheit für den Tag ergibt, ist nicht nur unwahrscheinlich. Es offenbart dir bei ehrlicher, genauer Betrachtung sogar, wie dein Gehirn dir unentwegt Streiche im Hinblick auf dein Trading bzw. deine Wahrnehmung generell spielt.
Viel wahrscheinlicher ist, dass Du, aus Ego-Gründen getrieben, deinen Verlust wieder aufholen möchtest und Du nun beginnst, Chancen bzw. Trades an Stellen zu erkennen, wo keine Trades und für dich einen Vorteil versprechende Setups sind.
Dass Du dein Verlust-Limit für den Tag erreicht hast, sagt dir etwas, zum Beispiel: „Heute ist nicht der Tag für deine Trading-Setups“, sofern Du diese sauber gehandelt hast und schlicht ausgestoppt wurdest. Hast Du willkürlich, ohne saubere Setups deinen Stop für den Tag gerissen, dann sagt dir das, dass Du, warum auch immer, emotionsgeladen handelst, offenbar nicht Herr deiner Sinne bist und aufhören musst, um größeren Schaden von deinem Handelskonto abzuwenden.
Komme wieder, wenn dein Kopf klar ist und Du bei Verstand.
Du erkennst bereits: das bloße Wissen um seinen Vorteil und adäquates Risiko pro Trade alleine ist nicht der Weg zum langfristigen Erfolg im Trading – dies erfordert ebenfalls mentale Stabilität und Disziplin.
Aber sobald Du eine solche Erfahrung einmal gemacht hast und am besten noch die Disziplin hattest, den von dir identifizierten, sauberen Trade nicht zu machen und dieser dann auch noch ein Gewinner gewesen wäre, einer, der nicht nur deinen Tagesverlust wieder aufgeholt hätte, sondern dich zudem für die Handelswoche „grün“ hätte werden lassen, dann verstehst Du, warum Du Risiko nur für Trades eingehen solltest, die es auch wirklich lohnen (sogenannte A+ Setups) und nicht irgendwelche „Das schaut gut aus…“-Trades, weil Du ein Gefühl hast, dass das was werden könnte, statt klarer, sauberer Kriterien, die es dir erlauben, diesen Trade ausgehend von einem klaren Regelwerk immer und immer wieder zu machen.
Ausgehend von einem sauberen Setup ergibt sich ganz natürlich ein solides Stop-Level, also ein Punkt, an dem wir wissen, dass unsere These nicht mehr gegeben ist und wir den Trade schließen sollten.
Ausgehend von unserem eigens festgelegten Verlust-Limit für den Tag, legen wir einen Prozentsatz für unser A+-Setup fest (bspw. 30% unser Verlust-Limits) und geben uns somit die Chance, dass es beim ersten Mal nicht klappt, haben dann aber noch 70% unseres täglich verfügbaren Risikos für einen zweiten, eventuell auch dritten Versuch.
Und umso sicherer wir bei der Umsetzung unseres Setups werden und das Handelskonto ausgehend von unserem kapitalisierten Vorteil wächst, desto größer wird auch unser täglicher Stop und das unsererseits pro Tag eingegangene Risiko.
Prozess-orientiertes Denken
Wenn Du den Artikel bis zur dieser Stelle gelesen und die diversen Videos an den entsprechenden Stellen geschaut hast, dann hast Du bereits ein solides Fundament in Bezug auf dein Trading und für einen Start im Bereich Börse.
Doch wie kannst Du erreichen, dass Du dich kontinuierlich weiterentwickelst, wie bleibst Du am Ball. Machen wir uns nichts vor: Trading hat kurzfristig, eventuell runtergebrochen bis auf einen oder zwei Trades, viel mit Glück zu tun.
Du kannst wirklich schlechte Entscheidungen treffen, zum Beispiel in Verluste hinein pyramidisieren oder dein Verlust-Limit ignorieren, aber eben Glück haben und am Ende noch einmal davonkommen – zumindest in Bezug auf deine PnL, also Gewinn- und Verlustanzeige, wo am Ende ein Plus steht.
Aber langfristig, wirst Du so dein Handelskonto ruinieren.
Genauso, wie Du grundsolide und gut handeln kannst und nach zwei, drei Trades negativ sein kannst – einfach, weil deine soliden, profitablen Setups nicht aufgegangen sind.
Der Grund, warum so viele Trader nicht erfolgreich sind ist, weil sie sich auf das Ergebnis fokussieren und eben nicht den Prozess.
Detailliert bin ich hierauf in diesem Blog-Artikel eingegangen innerhalb der Serie „Was macht einen erfolgreichen Trader aus?“
Playbook
Dein Playbook ist in deinem Trading nichts anderes als ein Arsenal an Strategien, welches Du ausgehend von einer spezifischen Situation am Markt rausholen kannst und die Aktie ausgehend von einer früheren Situation dann handeln kannst.
Wenn zum Beispiel ein Unternehmen xyz Quartalszahlen veröffentlicht und die Aktie ausgehend von meinen weiter oben thematisierten Kriterien heiß ist (erhöhtes vorbörsliches Volumen/RVol, Gap größer 3%, etc.), dann schaue ich innerhalb meines Playbooks, ob ich die entsprechende Aktie oder ein Titel aus dem jeweiligen Sektor schon einmal in der Vergangenheit gehandelt habe (was allerdings nicht essenziell ist) und wie sich der Titel verhalten hat (bspw. das Respektieren bestimmter Level (runde Level, Vortagestiefs/-hochs, usw.)).
Zudem schaue ich mir an, welche Strategien für mich ausgehend von Quartalszahlen zum Beispiel gut funktionieren (was stark korrelieren dürfte mit deinerseits auch sonst bevorzugten Handelsstrategien).
So könnte es zum Beispiel sein, dass ich Breakouts und anschließende Momentum-Trades nach den ersten 10, 15 Minuten erfolgreich handle, sprich: nachdem die Aktie sich ausgehend von der frischen News ein wenig gefangen hat, ein Hoch/Tief ausgebildet hat und ich sagen kann: „Wenn wir dieses Level brechen, dann möchte ich für einen Momentum Drive Shorts ein“ und mich dann entsprechend positioniere.
Hierzu eventuell mal ein konkretes Beispiel: Nvidia hat am besagten Vortag nachbörslich Zahlen vorgelegt. Diese waren stark, also, grob gesprochen, eigentlich ein Grund, eher Long zu sein.
Nun hat sich allerdings abgezeichnet, dass die Aktie ein wenig weit gelaufen war und auch sonst war der übergeordnete Markt etwas „schwächlich“.
So konnte ich mir zwar einerseits vorstellen, dass die Aktie „Long geht“, wäre aber auch nicht überrascht gewesen, wenn wir zur Eröffnung ein paar Gewinnmitnahmen zu sehen bekommen und initial „Short gehen“.
In unserem Discord-Chat schreibe ich dann als Vorbereitung auf den Handelstag:

Aus meinem Playbook bzw. auch Trading Journal weiß ich nun, dass ich auf solche Quartalszahlen und vorausgesetzt, die Aktie ist heiß, sehr gut in Bezug auf „Momentum Plays“ (die kürze ich als „MoMo“-Trades ab oder „Move-to-Move“, markttechnisch würde so etwas unter „Bewegungshandel“ laufen) performe.
Alles weitere ergibt sich dann aus dem Verhalten der Aktie zur Markteröffnung:

Das ist nur die Kommentierung des Trades bzw. meines Gedankenprozesses für ein Community-Mitglied, die Ausarbeitung eines Playbooks ist natürlich viel mehr Arbeit.
Und das Erstellen eines Playbooks endet auch nie, selbst erfahrene Trader arbeiten und verfeinern kontinuierlich an ihren Playbooks.
Aber: es lohnt sich. Denn die Arbeit, die Du hier investierst, zahlt sich um ein Vielfaches in späteren Trades aus, wo Du jederzeit Herr der Lage bist und weißt, was Du tust.
Und vor allem: lass dich nicht durch Fehlschläge unterbekommen. Diese passieren und gehören dazu.
In Bezug auf mein Playbook muss ich heute noch schmunzeln, lache sogar manchmal laut auf, wenn ich Playbooks von vor einigen Jahren vor mir habe. Die teilweise naiven Kommentare oder Wahrnehmungen…😊
Aber: ich habe mich eben nicht unterkriegen lassen. Ich habe weitergemacht, immer weiter.
Mein Ziel war und ist es, jeden Tag ein Stück besser zu sein, als ich es gestern war. Und wenn dir das gelingt, dann potenziert sich der Gewinn mit der Zeit um ein Vielfaches und das lässt sich sogar mathematisch zeigen:
Stell Dir vor, Du strebst an, jeden Tag von heute (1 in der Formel unten) nur ein Prozent (1/100) besser zu sein, als Du es gestern warst. Das Jahr hat 365 Tage.
Nach der Formel für den Zinseszins gilt: (1 + 1/100)^365 = 37.8
Übersetzt: wenn Du heute beginnst, jeden Tag, egal in welchem Lebensbereich auch immer, 1% besser zu sein, bist Du in einem Jahr, also 365 Tage von jetzt, fast 38mal so gut.
Lass also den Zinseszins zum besten Freund in deinem Bestreben werden, ein besserer Trader, vielleicht aber auch gesünderer, besserer Mensch zu werden und Du wirst schon bald ein Riese sein. 😊
Book of Charts
Genau wie in der Welt der Geschichte und der Wissenschaft gibt es auch am Aktienmarkt Muster, die dazu neigen, sich zu wiederholen.
Ein erfolgreicher Trader entwickelt ein tiefes Verständnis für diese Muster, er wird im Laufe der Zeit im übertragenen Sinne zu einer „Muster-Erkennungs-Maschine“.
Und Charts helfen dabei, diese Muster zu identifizieren. Mache also Screenshots von deinen Charts und lege ein Album für diese an, ein „Book of Charts“.
Dein „Book of Charts“ unterscheidet sich von deinem Playbook dahingehend, dass es kurz und prägnant ist und ein für dich interessantes Muster widerspiegelt, was Du schon häufiger gesehen hast und Du in Zukunft studieren und profitabel handeln möchtest, sollte sich hieraus für dich ein Vorteil ergeben.
Nachbetrachtung
Innerhalb einer Blog-Artikel-Serie auf meiner Webseite „7 Eigenschaften unprofitabler Trader“ war eine der Eigenschaften und einer der Hauptgründe für die Unprofitabilität im Trading das Nicht-Führen eines Trading Journals.
Erfahrungsgemäß ist einer der Hauptgründe, warum sich Trader vor dem Führen eines Trading Journals sträuben jener, dass das Niederschreiben der Handelsergebnisse dafür sorgt, dass man „messbar“ wird, sprich, denn:
Misserfolg würde einem ungeschönt vor Augen geführt und man müsste sich eingestehen, dass das Trading nicht so läuft, wie gewünscht.
Nun kam es im Laufe meiner Laufbahn als Trader und dann auch als Mentor zu folgender Entwicklung: mit zunehmender Technologisierung und dem Umstand, dass viele Handelsplattformen mittlerweile ein integriertes Trading Journal mitbringen, sind viele Trader dazu übergegangen, sich nicht die ganze Mühe mit dem Aufschreiben ihrer Trades zu machen, stattdessen diesen Prozess zu automatisieren.
Das Problem hierbei: es findet zwar eine Dokumentation durch die Trading-Plattform statt, aber anschließend keine Auswertung durch den Trader.
Und genau diese nicht-stattfindende Nachbereitung (in der Schule spricht man bekanntermaßen von Hausaufgaben), macht es unmöglich Prozess-orientiert zu arbeiten.
Die Dokumentation deines Tradings in einem Trading Journal, geht weit über das Dokumentieren bloßer Ein-/Ausstiege, des Risikos des Trades, usw. hinaus geht, umfasst zum Beispiel auch Aspekte wie z.B. dein Befinden („Fühl ich mich gut/schlecht?“; wenn ich mich gut fühle: „Warum fühle ich mich gut?“ bzw. „Was habe ich getan, um mich gut zu fühlen?“, z.B. gut geschlafen, etc.), ob du einen täglichen Tagesablaufplan eingehalten hast, ob du beim Trading durch irgendwelche Gründe unter Stress gestanden hast oder nicht, aber auch das Zuordnen deiner Trades zu einem bestimmten Setup (kommen wir zu obigem Beispiel zurück: in meinem Trading landet der NVDA-Trade z.B. als „Earnings Play“ und „Momentum Scalp“, nach meinen Kriterien noch gekennzeichnet als „A“ für A-Setup).
Das ermöglicht, dass du einen Filter über dein Ergebnis legen kannst und z.B. einfach alle Trades aus deiner Betrachtung (z.B. auf Quartalsbasis) rauslässt, wo du dich z.B. nicht gut gefühlt haben und die nicht einem A-Setup entsprochen haben.
Du wirst nicht nur erstaunt feststellen, dass dein Ergebnis besser ist, wenn Du dich gut gefühlt hast/gut geschlafen und nur A-Setups gehandelt hättest.
Dir wird es zudem vor allem sehr viel leichter fallen, in Zukunft nur noch jene Trades zu machen, wo Du dich gut fühlst und Du dich auch wirklich mit einem A-Setup konfrontiert siehst.
Vorbereitung/Research
Was mich immer wieder aufs Neue fasziniert und fesselt, ist, dass der Markt sich kontinuierlich verändert. Du bist wirklich jeden Tag aufs Neue mit veränderten Marktbedingungen konfrontiert und musst dich auf diese einstellen.
Mal ist der Markt schnell, mal ist er langsam. Mal begünstigt er Breakout- und Momentum-Ansätze, mal ist er Range-gebunden und Ausbrüche kristallisieren sich als Fehlausbrüche heraus.
Das erfordert, sich kontinuierlich auf die jeweiligen Marktbedingungen einzustellen bzw. sich diesen anzupassen – und das bedeutet, dass als Trader stets gefordert ist, sich auf die kommende Handelswoche vorzubereiten.
Nicht, dass Du mich missverstehst: Du musst dich nicht kontinuierlich neu erfinden und deinen Handelsansatz verändern. Nachdem Du herausgefunden hast, was für dich funktioniert, solltest Du dich auf entsprechende Trades fokussieren.
Nur, musst Du diese Trades natürlich auch identifizieren bzw. durch ein Klicken durch deine Charts und gehandelten Aktien schauen, wo sich, für deine Handelsherangehensweise mögliche Plays herauskristallisieren, die Du dann in der Lage bist zu kapitalisieren.
Eine Möglichkeit ist beispielswiese sich innerhalb einer Discord-Gruppe zusammenzufinden und seine Beobachtungen und Gedanken zu teilen, hier ein Beispiel-Screenshot meinerseits:

Erweitern ließe sich dieses über statistische Auswertungen: so könnte zum Beispiel Unternehmen xyz kommende Woche Quartalszahlen vorlegen, man könnte eine solche, technische Betrachtung erstellen und dann eine These formulieren ala:
„Wenn wir dann gute Earnings zu sehen bekommen und die Aktie infolgedessen ein Gap Up von 5% zu sehen bekommt, war es in den vergangenen 10 Fällen so, dass die Aktie in 80% höher geschlossen hat, was durch den technischen Breakout noch begünstigt werden könnte.“
Was uns zum nächsten Punkt führt in Bezug auf die Frage „Was Du benötigst, um im Aktienhandel erfolgreich zu sein“…
Technologie
Technologie ist nicht nur ein Werkzeug. Besonders im Trading ist es vielmehr ein „Skill“.
Denn im Trading sind wir in der Lage, Technologie in vielerlei Facetten zu nutzen, um Vorteile zu identifizieren und diese dann zu unserem Vorteil zu kapitalisieren.
Das kann von einfachen Watchlists reichen, die wir beispielsweise erstellen, um einen ersten Überblick zu erhalten, ob die Marktteilnehmer am jeweiligen Handelstag eher Risikoappetit haben (was sich in Kapitalzuflüssen in ETFs wie dem XLK, XLY oder SMH widerspiegeln könnte) oder eher Risikoaversion verspüren (wo ich dann Kapitalzuflüsse im XLP oder auch im UVXY).
Darüber hinaus können wir in Charting-Plattformen wie TradingView aber auch Filter erstellen, die uns Aktien nach Kriterien filtern, die somit für unser Trading für den Handelstag von Interesse sind.
ChatGPT kann für uns und unser Aktien Daytrading ebenfalls von Interesse sein.
Stell dir hierzu einfach vor, dass ein Biotech-Unternehmen eine „Breaking News“ vor Börseneröffnung veröffentlicht und ein neues Medikament anpreist, welches vielversprechende Ergebnisse in einer Phase1-Studie gezeigt hat. Nun ist die Sache die: die wenigsten von uns Tradern haben einen medizinischen Hintergrund, demnach fällt es uns relativ schwer einzuordnen, ob dieses Medikament wirklich ein solcher Game Changer ist oder auch, ob Phase1-Studien in der Vergangenheit zwar vielversprechend waren, aber dann keine weiteren Durchbrüche gelingen wollten.
ChatGPT könnte man nun etwas fragen wie „Hey ChatGPT, was bedeutet diese Nachricht, wie erfolgreich waren jüngste Studien und wie groß ist der betreffende Markt? Bedenke bitte, ich habe keinen medizinischen Hintergrund, erkläre es mir also ohne medizinische Fachbegriffe!“
Programmier-affine Trader können zum Beispiel Skripte schreiben, um Trades automatisiert auszuführen oder auch erstmal um zu schauen, wie ein identifiziertes Muster in Vergangenheit performt hat bzw. ob es profitabel war (sogenannter Backtest).
Ich denke nicht, dass ich an dieser Stelle weiter ausführen muss, wie mächtig der Einsatz von Technologie in unserem Trading sein kann und wie lohnenswert es ist, sich Kenntnisse zum Beispiel im Bereich Programmieren anzueignen, z.B. in der Programmiersprache „Python“.
Darüber hinaus kann der Einsatz von Technologie auch als Möglichkeit gesehen werden, sich mit gleichgesinnten Tradern zu einem Team zusammen zu schließen, in welchen Trader ausgehend von ihren besonderen Fähigkeiten (z.B. Identifikation potenzieller Plays durch ein starkes technisches oder fundamentales Verständnis) sich mit Tradern, die andere Fähigkeiten besitzen (z.B. starke Programmierkenntnisse) verbünden, identifizierte Plays über einen detaillierten Backtest auf ein statistisch validiertes Fundament stellen und dann ausgehend von entsprechenden Kern-Parametern eine Optimierung ihrer Positionsgröße ausgehend vom identifizierten Vorteil und ein grundsätzlich größeres Vertrauen in die Umsetzung ihrer Trades erreichen.
Vorbereitung in Form detaillierter Game Plans
Ich teile nahezu jeden Tag meinen Game Plan in einem Discord-Kanal oder auch in meinem Morning Meeting.
Das bedeutet, ich sage konkret, welche Aktien für mich für den jeweiligen Handelstag von Interesse sind und warum.
Ich arbeite hier dann mit einfachen „Wenn-dann“-Aussagen, also: wenn meine Aktie das tut, dann tue ich das.
Ich tue das vor allem, um meine Gedanken zu ordnen und mich auf den Handelstag vorzubereiten. Zudem erhoffe ich mir ein Feedback von den Mitlesern und Tradern, die mich entweder in meiner Einschätzung bestätigen oder aber mich auf eine Unachtsamkeit bzw. einen von mir nicht betrachteten Punkt hinweisen.
Das öffentliche Teilen eines Game Plans ist ein mächtiges Werkzeug: es ist nicht nur so, dass Du dich so auf deinen Handelstag vorbereitest und hier aus eine Routine erwächst, denn: deine Trading-Buddies warten auf deinen Input.
Ergänzend überlegst Du es dir auch zweimal, ob Du von deinem Plan abweichst bzw. benötigst für ein Abweichen einen guten Grund.
Solltest Du nämlich einen Trade machen oder in Form deiner Nachbetrachtung diesen nicht nur in deinem Trading Journal festhalten, sondern diesen zudem in Form einer täglichen Daily Report Card zum Beispiel mit anderen Tradern aus deinem Team teilen, dann wirst Du darlegen müssen, warum Du den Trade anders oder auch nicht gemacht hast, als ursprünglich kommuniziert.
Und selbst, wenn Du den Trade gemacht hast, stellt sich zum Beispiel auch die Frage, ob das von dir eingegangene Risiko angemessen war (zu groß/zu klein?).
Du erkennst: der Austausch mit anderen Tradern, beginnend mit einem Game Plan für den Tag ist eine sehr gute Möglichkeit, dich kontinuierlich in deinem Trading weiterzuentwickeln und das Ziel von weiter oben zu erreichen, jeden Tag 1% besser zu werden.
Regeln für unser Trading
Sobald wir begonnen haben, für unser Aktien Trading ein Playbook zu erstellen und unsere Setups beginnen, zu verinnerlichen, genau wissen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit wir einen Trade eingehen können, haben wir Regeln für unser Trading.
Ohne diese Regeln, wird es für dich unmöglich, im Trading erfolgreich zu sein.
Jesse Livermore, einer der größten Spekulanten aller Zeiten sagte einmal sinngemäß: „Der Aktienmarkt ist nie offensichtlich. Es ist meistens darauf ausgelegt, die meisten Menschen zu täuschen.“
Und genau das ist der Grund, warum wir Regeln in unserem Trading brauchen: sie bewahren uns davor, Dummheiten zu machen bzw. uns täuschen zu lassen.
Sie verhindern nicht Verluste, aber sie ermöglichen uns, jederzeit zu wissen, was wir als nächstes zu tun haben und das innerhalb klar definierter Risiko-Parameter.
Ein gesunder Geist und ein gesunder Körper
Ich betrachte Trading als eine Peak Performance-Aktivität, wenn Du so möchtest ist Trading für mich ein Hochleistungssport – und genau so gehe ich mein Trading auch an.
Erfolg im Trading fängt bei körperlicher Fitness an. Trading unterscheidet sich hier nicht von Spitzensport und dem jeweiligen Druck, dem ein Tennisspieler sich beispielsweise in einem Grand Slam Turnier ausgesetzt sieht.
Der Kreis der Top-Spieler, jener, die kontinuierlich und regelmäßig unter den Top 4 in jedem Grandslam-Turnier stehen, ist klein, sehr klein.
Es ist nicht so, dass ein Spieler, der an Stelle 100 der Weltrangliste stehend den Ball nicht auch technisch versiert übers Netz bekommen würde. Tut er. Nur eben nicht so oft und kontinuierlich, wie bspw. ein Novak Djokovic.
Und im Falle eines Ausnahme-Athleten wie Novak Djokovic, der seit über einer Dekade an der Spitze der Tennis-Welt steht, geht die kontinuierlich abgelieferte Performance weit über technische Fähigkeiten hinaus.
Dort ist die körperliche Fitness und das fortwährende Arbeiten an der Möglichkeit eine bestimmte Schlagtechnik in einem bestimmten Moment abrufen zu können – immer wieder und wieder.
Dort ist die Ernährung, genauestens darauf zu achten, was man seinem Körper wann an Nährstoffen zuführt.
Hierzu vielleicht eine Anekdote: Novak Djokovic verspürte nach einem fast sechsstündigen Finalspiel gegen Rafael Nadal bei den Australian Open 2012 Lust nach Schokolade.
Sein Physiotherapeut eilte los, um Novak einen Schokoriegel zu besorgen und überreichte Djokovic diesen. Novak Djokovic brach ein kleines Stück ab, ließ es auf der Zunge zergehen – und gab den Rest zurück.
Ich glaube, wir können uns beide vorstellen, wie körperlich ermattet Djokovic war, doch selbst in diesem Moment, nach einem großen Sieg, ließ Djokovic sich nicht gehen, sondern blieb diszipliniert.
Diese Form der Selbstgeißelung und Disziplin ist nicht für jedermann.
Auch nicht für mich (was meine wochenendliche Zigarre unter Beweis stellen dürfte) und sie muss es auch für dich nicht sein.
Aber sie sollte dir eines klar machen: der Weg an die Spitze, erfolgreich, vielleicht der Beste aller Zeiten zu werden, egal in welcher Profession, ist nur wenigen, den diszipliniertesten, härtesten gegen sich selbst vorbehalten.
Auch in Bezug aufs Trading ist eine bewusste, saubere Ernährung nicht zu unterschätzen, aber auch das Bewusstsein, wie Du bzw. dein Körper auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert.
In Bezug auf mein Trading ist es zum Beispiel so, dass ich große Mahlzeiten, besonders am Mittag vermeide (aber auch abends, wie Du gleich erfahren wirst).
Der Grund: es macht mich müde und beeinflusst somit potenziell mein Trading zur US-Markteröffnung. Oder anders: den Burger mit Pommes gibt es am Samstag zum Cheat-Day und nicht unter der Woche, aber auch nicht am Sonntag, wo bereits meine Vorbereitung für die nächste Handelswoche beginnt.
Tatsächlich performe ich am besten, wenn ich ein leichtes Hungergefühl habe.
Dort scheint sich dann eine hormonelle Konstellation in meinem Körper herauszukristallisieren, die meine Aufmerksamkeit und meinen Jagd-Instinkt schärft.
Beobachte dich hier also, was für dich funktioniert, wie Du ausgehend von deiner Ernährung und auch ausgehend von welchen Nahrungsmitteln, Du am nächsten an deinen Peak-Performance-Bereich kommst.
Im Laufe der Zeit wurde mir auch immer klarer, wie wichtig Schlaf im Zusammenhang mit einem hohen Leistungsniveau und einem gesunden Lebensstil ist.
Um in der Lage zu sein, auf dem höchstmöglichen, kognitiven Niveau zu performen, ist nicht nur ausreichender, sondern guter Schlaf essenziell (ich empfehle dir in diesem Zusammenhang die Lektüre des „Großen Buch vom Schlaf“).
Es gibt darüber hinaus auch diverse Schlaf-Tracker, ich nutze bspw. einen „Oura-Ring“ (www.ouraring.com).
Ausgehend von diesem bin ich unglaublich bewusst in Bezug auf meinen Schlaf geworden, versuche mit kleinen Optimierungen meinen Schlaf zu verbessern, die sich dann nicht nur positiv auf mein Trading auswirken, sondern darüber hinaus auch positiv auf mein Leben generell (zum Beispiel vermeide ich, kurz vorm Schlafengehen noch in mein Smartphone zu schauen, arbeite mit Blaulicht-Filtern, vermeide schwere Mahlzeiten nach 18 Uhr, trinke unter der Woche keinen Alkohol, usw.).
Und wenn Du mal nicht gut geschlafen hast und das nicht nur spürst, sondern zudem mittels deines Schlaf-Trackers in Form eines niedrigen Schlaf-Scores vor Augen geführt bekommst, solltest Du das in Bezug auf dein Trading für den Tag berücksichtigen (weniger Risiko pro Trade, niedrigere Handelsfrequenz, nur ausgewählte Setups, eventuell auch gar nicht traden).
Ich habe darüber hinaus begonnen, zu meditieren, achtsamer und fokussierter zu werden.
Dass das in Bezug auf unser Trading, aber auch unser Leben generell einen Vorteil bietet, ist vor dem Hintergrund all der Nebengeräusche, in Bezug aufs Trading Fluktuationen im Chart, usw. offensichtlich, oder?
Darüber hinaus bietet Meditation und Visualisierungstechniken die Möglichkeit, Trades gedanklich bereits durchzulaufen und hierdurch grundsätzlich Ruhe ins Trading zu bekommen, bspw. weniger zaghaft beim Abdrücken des Trades zu agieren oder sich dann auf das Management des Trades und das Handeln der Price Action zu fokussieren, sich nicht von Fluktuationen in der PnL ablenken zu lassen.
Für ein besseres Selbstbewusstsein, also das Wissen um seiner Selbst und seiner Fähigkeiten, bieten sich beispielsweise auch Smartphone-Apps wie BrainHQ an.
Apps wie BrainHQ kann man sich im übertragenen Sinne als Fitnessstudio für das Gehirn vorstellen, wo Du deine kognitiven Fähigkeiten beispielsweise in Bezug auf dein Gedächtnis, aber auch die Geschwindigkeit, mit welcher Du Informationen verarbeitest, trainierst. Für uns als kurzfristig agierende Trader, eventuell sogar Scalper, ist ein solches Training nicht zu unterschätzen und liefert zum Beispiel ebenfalls eine Möglichkeit, jeden Tag ein Stückchen besser zu sein.
Ich nutze die App beispielsweise manchmal bereits morgens, bevor ich an den Trading-Desk gehe, um mir ein kleines Erfolgserlebnis ausgehend von einer marginal besseren Performance in Bezug auf kognitive Fähigkeit xyz zu verschaffen und sage mir so: „Der Tag ist bereits ein Erfolg!“
Diese kleine Manipulation deines Denkens bzw. deiner Selbstwahrnehmung (die Du übrigens auch bereits erreichen kannst, in dem Du einfach dein Bett ordentlich machst) sorgt dafür, dass Du dich für den Tag bereits als Erfolg wahrnimmst und potenziert sich im Laufe der kommenden Stunden, was sich logischerweise auch auf dein Trading auswirkt.
Was uns zu einer weiteren Säule profitablen Tradings, vielleicht sogar DER Säule profitablen Tradings führt:
Psychologie
Machen wir uns nichts vor: Trading ist das härteste Business der Welt, wir sind als Trader jeden Tag und mit jedem Trade, einem enormen Druck ausgesetzt bzw. machen uns diesen Druck.
Unter diesem Druck zerbrechen die meisten Trader – und das ist ein Fakt, aber vor allem ist das ein Zeichen, dass mentale Stabilität im Trading, genau wie auch in anderen Peak Performance Bereichen, den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg macht.
Die Sache ist nun allerdings: es kommt mehr als häufig vor, dass Trader glauben, der Grund für ihre Unprofitabilität sei mangelnde mentale Stabilität und wenn sie diese erreichen, dann folgt die Kapitalkurve schon sehr bald.
Dem ist nicht so.
Du kannst der mental stabilste Trader sein, die größte Bankroll aller haben: dadurch verdienst du noch lange kein Geld, wenn du keine profitable Handelsstrategie hast, also einen nachweislichen Vorteil kapitalisierst.
Während ich diese Zeilen tippe, lese ich gerade das Buch „Charlie D.: The Story of the Legendary Bond Trader“ und habe gestern das Kapitel „Caddyshack“ gelesen, an welches ich mich nun erinnert fühle.
In diesem geht es unter anderem um Charlie D.‘s Golf-Leidenschaft und die Wetten bzw. Geldbeträge die während diverser Golf-Runden bspw. mit NBA-Legende Michael „Air“ Jordan abgeschlossen wurden bzw. die Hände gewechselt haben.
Charlie D. war laut dem Autor kein ausgezeichneter Golf-Spieler und hätte niemals ein PGA Masters gewonnen. Aber diese mangelnde Edge in Bezug aufs Golf spielen kompensierte er mit teilweise absurd hohen Wettbeträgen, die sogar gestandene Golf-Profis in der Lage waren, Fehler ausgehend vom enormen, monetären Druck machen zu lassen.
Was für Charlie D. beim Golf funktioniert haben mag, wäre im Trading früher oder später schief gegangen, denn: niemand ist größer als der Markt.
Was mich zu einer ähnlichen Anekdote und einem entsprechenden Ausgang führt, dem Pokerspiel der „Cooperation“ gegen den Milliardär Andy Beal, wunderbar aufbereitet im Buch „The Professor, the Banker, and the Suicide King: Inside the Richest Poker Game of All Time“: demnach betrat 2001 der Self-Made-Milliardär Andy Beal das Bellagio in Las Vegas und marschierte in „Bobby’s Room“, forderte die besten Pokerspieler der damaligen Zeit, Doyle Brunson, Chip Reese oder auch Jennifer Harman zu einem Limit-Holdem-Pokerspiel mit Blinds von $10.000 und $20.000 heraus.
Andy Beal hatte das Limit so weit nach oben getrieben, dass die „Cooperation“, wie sich der Zusammenschluss der besten Poker-Spieler nannte und einen Pool ihrer Bankrolls bildete, mental wankte und nahe am Bankrott stand.
Doch dann betrat ein End-Zwanziger namens Phil Ivey Bobby’s Room.
Andy Beal versuchte Phil Ivey mit immer höheren Blinds von schlussendlich $50.000 $/100.000 zu brechen – und zerbrach mental selbst am besten Pokerspieler aller Zeiten, Beal verlor in drei Tagen an Ivey 16.6 Millionen US-Dollar – alle bis dato aufgelaufenen Gewinne und dann noch ein wenig und gab entnervt auf.
Warum ich das so detailliert thematisiere?
Verstehe profitables Trading nicht als rein psychologisch oder das bloße Umsetzen einer Handelsstrategie.
Verstehe es stattdessen als das Zusammenspiel dreier Säulen, die miteinander stark interagieren: einem soliden Risiko- und Money Management-Plan, der deine persönliche Risiko-Präferenz widerspiegelt, einem soliden mentalen Gerüst, welches Du durch einen starken, gesunden Körper und einen starken und gesunden Geist erlangst und das Handeln einer nachweislichen profitablen Handelsstrategie.
Und vor allem: gib Dir Zeit und Raum für Fehler. Sei geduldig.
Das ausgerechnet ich das schreibe, ruft bei dem ein oder anderen Leser dieser Zeilen nun sicherlich ein süffisantes Schmunzeln hervor. Aber vielleicht ist gerade dass der Grund, warum mich das Trading so fesselt und seit nun mehr mein gesamtes, professionelles Leben in ihren Bann zieht: weil es eine Nachricht des Universums ist, eine Aufgabe, mich meiner Ungeduld zu stellen und jeden Tag an dieser zu arbeiten.
Und noch etwas: umgib dich mit Leuten, die besser sind als Du. Versuche von deren Erfahrungen zu profitieren und gib deine Dankbarkeit in einem fortwährenden Strom an Ideen und Gedanken zurück – große Trader und Mentoren werden es Dir danken und Dich an ihrem Erfolg teilhaben lassen, denn Du hilfst auch ihnen besser zu werden und sich stetig zu hinterfragen.
Scheu Dich nicht, bereits erfolgreiche Trader zu imitieren. Kopiere sie nicht einfach, sondern mach Dir ihr Wissen zu eigen und passe es auf deine Persönlichkeit an. Aber: es ist nicht nötig, dass Du das (Trading-)Rad neu erfindest.
Das gilt auch in Bezug auf profitable Handelsstrategien, denen wir uns im nächsten Teil des ultimativen Leitfadens fürs Aktien Daytrading widmen wollen.
Wie Du dir eine profitable Handelsstrategie baust
Ok, Du hast jetzt also ein Playbook, also ein News-Event zum Beispiel, ausgehend von welchem Du an einer Aktie interessiert bist und zudem, was Du zu sehen bekommen möchtest, damit Du an einem Trade interessiert bist.
Nun geht es an das Zusammenführen, um ausgehend hiervon kontinuierlich Geld aus dem Markt zu ziehen.
In Bezug auf das „was ich sehen möchte“ gilt es allerdings sehr spezifisch zu sein, was in bezug auf die Formulierung einer Handelsstrategie essenziell ist und was wir nun tun wollen.
Beginnen wir mit dem
Umfeld
In welchem Marktumfeld befinden wir uns? Was begünstigt das aktuelle Marktumfeld?
Gehen wir zwecks Illustration einmal davon aus, dass dein Setup auf einen Breakout über ein technisch identifiziertes Level (einen Widerstand) abzielt, sprich: Du willst einen Long-Breakout handeln.
Nun befinden wir uns aber in einem Bärenmarkt, wenn auch nur kurzfristig (es gibt unter professionellen Tradern beispielsweise eine recht einfache Herangehensweise, die grob sagt „Solange wir unter der 5-Tagelinie handeln, möchte ich nicht Longs ein – und vice versa“).
Und bei genauerer Betrachtung der bspw. letzten zwei Wochen und ähnlichen Breakout-Plays in anderen Aktien, eventuell ganz besonders im gleichen Sektor, konnten wir beobachten, dass solche Breakouts fehlschlugen.
Wollen wir den Breakout also pauschal Long handeln? Die Antwort lautet: „Nein!“, denn: das Umfeld, in dem wir uns bewegen, ist wichtig!
Eventuell sollten wir im aktuellen Umfeld Trades bevorzugen, die auf Fehlausbrüche abzielen?
Genau das gilt es für uns als Trader nun abzuschätzen und ausgehend hiervon eine Entscheidung zu treffen.
Was uns zum nächsten Punkt bringt…
Unser Trade bzw. unser Play
Schauen wir zunächst auf das große Ganze: unser Playbook sollten klar definieren, welche Art von Trade bzw. Play wir machen wollen.
Handelt es sich um einen technischen Breakout in einer relativ starken bzw. heißen Aktie (z.B. infolge von starken Quartalszahlen)?
Ist es ein Breakout der sich an einem zweiten Tag herauskristallisiert, nachdem die Aktie einen fundamentalen Katalysator gesehen hat und dann stark geschlossen hat?
Handelt es sich um einen „Breaking News“ Ausbruch über ein technisches Level?
Also: was sorgt für das Ungleichgewicht im Orderbuch, welches den Ausbruch auf den Weg bringen sollte und was für einen Trade machst Du ausgehend hiervon?
Zudem ist es wichtig, in der richtigen Aktie für einen Trade zu sein, das hatten wir weiter oben bereits thematisiert, wo wir sagten: „Wir sind als Trader nur so gut, wie die Aktie, die wir handeln!“
Ist die Aktie heiß, dann sind wir als Aktien Daytrader hier genau richtig – auch wenn wir an dieser Stelle noch keinen Trade haben.
Das Setup
Damit wir einen Trade in Betracht ziehen, muss die jeweilige Aktie sich grob gesprochen „auf dem Präsentier-Teller“ zeigen, also von ihrer „Schokoladenseite“.
Dafür wollen wir eine Konstellation, die uns unser Risiko im Trade klar definieren lässt (was nichts anderes bedeutet, als dass, wenn dieser Punkt erreicht ist, unsere These nicht mehr gegeben ist).
Was wir hierfür tun sollten, ist, eine Checkliste erstellen, wo wir alle Punkte zu unseren Gunsten abhaken können, z.B.
- Bruch über die vorbörslichen Hochs
- Halten über den vorbörslichen Hochs und VWAP von mindestens 5min
- Bewegung von der Eröffnung auf die Tageshochs mindestens 0.7 ATR
- Bewegung auf Hochs ist mit mindestens mit 20% des durchschnittlich gehandelten Volumens in der Aktie gelaufen
- Fundamentalen Katalysator
- Sektor in der betrachteten Aktie ist ebenfalls stark
- Tageszeit ist nach 16 Uhr, aber vor 17:30 Uhr
- Etc.
Zwar muss nicht jeder Punkt erfüllt sein, aber eine solide Daumenregel lautet: „Umso mehr Haken Du hast, desto stärker ist das Setup und desto größer darf der Anteil des Risikos an deinem täglichen Stop Loss sein“.
Der Trigger
Der Trigger ist die Bedingung, die dich in deinen Trade bringt.
Auch hier gilt es spezifisch zu sein: reicht es für Dich aus, dass der erste Tick über das Breakout-Level dich in deinen Trade bringt? Oder möchtest Du ein Verweilen von 2min über dem Breakout-Level sehen? Willst Du den Breakout zu sehen bekommen und anschließend einen Re-Test der Ausbruchregion?
Du musst dir auch hier darüber im Klaren sein, dass du möglichst spezifisch sein musst, denn der Trigger kann schnell gefunden werden, besonders, wenn dein Trading sich auf Breaking News oder Scalps bezieht. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass dein Trigger zum Handelsansatz passen sollte, sprich: in einem Breaking News Trade sollten meiner Einschätzung nach schnelle Kriterien erfüllt sein bzw. den Trigger liefern, ein Re-Test mit x-minütiger Verweildauer oberhalb des Ausbruchniveaus scheint in einem schnellen Marktumfeld eher suboptimal.
Gleiches gilt aber auch für das
Trade-Management
Es ist wirklich essenziell zu wissen, was Du für einen Trade machst. Erinnere Dich an das Beispiel weiter oben in Nvidia. Ich schrieb hier ganz konkret, dass ich einen Momentum Scalp handeln wollte.
Hierzu schaue ich wirklich auf den Minuten-Chart und sobald sich das Momentum im Trade abschwächt, bin ich aus der Position wieder raus.
Was obiger Chart auch einfängt ist, dass es in den folgenden Stunden und auch am folgenden Tag für Nvidia zunächst noch weiter abwärts ging – aber das hat mich nicht weiter tangiert, weil das nicht mein Trade war. Wäre ich, aus welchen Gründen auch immer, auf einen Intraday Swing Trade gegangen und hätte es Gründe gegeben (nicht diskretionär, sondern vor allem statistisch validiert), davon auszugehen, dass Nvidia nach dem initialen, bearishen Opening Drive weiter abwärts läuft und im Bereich seiner Tagestiefs schließt, dann wäre mein Stop- bzw. Trade-Management nicht richtig gewesen, da zu aggressiv.
Gleiches gilt auch, wenn ich bspw. keinen Momentum Scalp, sondern einen Momentum Drive gehandelt hätte (ohne an dieser Stelle konkret zu werden, was ich damit meine). In diesem Fall manage ich den Trade bspw. via eines exponentiell geglätteten, gleitenden Durchschnitts EMA, dem EMA(9) und/oder EMA(21) über Minutenbasis.
Was Du erkennst: ich weiß bei jedem meiner Trades nicht nur wie ich den Markt hineinkomme, sondern offensichtlich auch, wie ich aus dem Markt wieder rauskomme ausgehend von konkreten Gründen hierfür.
Also: für das profitable Aktien Daytrading musst Du nicht nur wissen, welche Kriterien Du erfüllt sehen möchtest, um einen Trade überhaupt in Betracht zu ziehen, Ergänzend muss ein konkretes Setup erfüllt sein und demnach eine entsprechende, von dir zu erstellende Checkliste, dann muss der Trade getriggert werden und ausgehend vom Wissen, welchen Trade Du machst (z.B. einen Momentum Drive) hast Du ein konkretes Regelwerk dafür, wie Du aus dem jeweiligen Trade wieder rauskommst.
So, und wenn Du bis hier gelesen, studiert und verstanden hast, wollen wir diesen Leitfaden mit einigen Ideen und spezifischen Handelsstrategien beschließen…
Aktien Daytrading Strategien
Gleich vorab: alle Trader sind verschieden, sind individuell. Wenn ich zum Beispiel sage, dass man vor Beginn einer Karriere als Trader zunächst einmal sein Persönlichkeitsprofil oder auch ein Trading-psychologisches Profil erstellen soll und das am besten mit einer engen, vertrauten Person bzw. die eigene Einschätzung mit dieser abgleichen, nicht nur in Bezug auf Fragen wie „Bin ich geduldig?“, sondern auch hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten („Bin ich ein schneller Denker bzw. kann ich einkommende Informationen schnell einordnen und verarbeiten oder bin ich eher der analytische Typ, der einkommende Daten erst verarbeiten muss und abwägen muss bis er eine Entscheidung trifft?“), dann ist das Ziel hier eine Strategie zu finden, die mit deiner Persönlichkeit übereinstimmt (und die Du selbstbewusster wirst handeln können bzw. Vertrauen in diese aufbauen).
Außer Frage steht (und es wurde von Jack Schwager innerhalb seiner legendären Buch-Reihe „Magier der Märkte“ auch herausgestellt), dass es in der Tat eine Million Möglichkeiten gibt, an den Finanzmärkten Geld zu verdienen, die Ironie nur ist, dass sie alle sehr schwer zu finden sind.
Verstehe bitte die folgenden Abschnitte nicht falsch: es handelt sich allenfalls um Basis-Strategien bzw. grobe Richtlinien, denen Du dann ausgehend von deinen Präferenzen (vornehmlich ausgehend von deinen kognitiven Fähigkeiten) deinen persönlichen Touch hinzufügen solltest, um deinen persönlichen Vorteil entsprechend zu kapitalisieren.
Unterstützung und Widerstand
Erinnerst Du dich noch etwas weiter oben an die Thematisierung von Kursniveaus, wo Bewegungen in Aktien zum Stehen kommen, das Angebot die Nachfrage beginnt zu übersteigen (sich also Widerstandsbereiche herauskristallisieren) bzw. die Nachfrage das Angebot übersteigt und die Aktie Unterstützung findet?
Wir stellten zudem heraus, dass beim Handel von Aktien es zudem wichtig ist, qualitativ hochwertige Preisniveaus zu identifizieren, die zum profitablen Aktienhandel essenziell sind, da auf diesen Preisniveaus erwartet wird, dass es zu einer Reaktion kommt.
Eine Strategie im Aktien Daytrading zielt nun ganz einfach darauf ab, dass es zu einem Halten einer Unterstützung bzw. eines Widerstands kommt und die Aktie an diesem zunächst abprallt bzw. umkehrt und wir auf eben genau diese Umkehr spekulieren.
Obiger Chart zeigt zum Beispiel die Aktie von Nvidia (NVDA) und das mehrmalige Anlaufen der Region um $450 vor und zudem nach Veröffentlichung starker Quartalszahlen (kenntlich gemacht mit dem kleinen „E“ innerhalb der Volumen-Balken).
Besonders der letzte Test scheint mir realistisch handelbar, nachdem die Aktie nach der Markteröffnung recht dynamisch in diese Unterstützungsregion hineinläuft, die 5-Minuten-Kerzen dann aber recht lange Lunten ausbilden.
Spätestens mit der Eroberung der $460 in den Abend des Handelstages scheint Long eine interessante Handelsgelegenheit nachdem die Unterstützung mehrfach hat verteidigt werden können.
Hier wird ein interessanter Aspekt interessant: es geht hier weniger darum, in Unterstützungs- oder Widerstandsniveaus hinein zu kaufen in der Hoffnung, dass diese schon halten werden.
Vielmehr geht es um das Verständnis des Konzepts Unterstützung und Widerstand, was man dann ergänzt um andere Indikationen, die darauf hindeuten das im vorliegenden Fall die Bullen die Kontrolle zu erobern scheinen.
Ich habe den gleichen Chart noch einmal unten eingefügt, ergänzt um zwei mögliche Faktoren, die ein Unterstützungs-Play hier interessant werden lassen: zum Einen wäre da die Rückeroberung von VWAP (orange) einhergehend mit fortwährend steigenden Tiefs, was zeigt, dass die Bullen für den Handelstag, nach langem Kampf final die Kontrolle für den Handelstag in der Aktie zurückerobert haben.
Dann schau auf das Volumen, als die Aktie die Intraday-Widerstandsregion um $460 bricht und dieses ansteigt: ein mit ansteigendem Volumen (dünner weißer Strich im Volumen unterhalb des Charts) erfolgender Ausbruch unterstreicht die Signifikanz des Bruchs höher und liefert eine weitere Bestätigung, dass die Käufer am Drücker zu sein scheinen.
Ergänzend hierzu könntest Du dir das Tape zum Zeitpunkt des Bruchs über die $460 anschauen bzw. kurz davor und danach.
Du würdest feststellen, dass es zu einer Vielzahl von Prints in der Time & Sales zur Briefseite käme („grüne Prints“), die Briefseiten regelrecht aufgesogen würden und es zeitgleich zu einem kontinuierlichen „Step Up“ der Geldseiten käme, die Käufer also zunehmend Interesse an der Aktie für fortwährend höhere Kurse zeigen würden.
All das können an dieser Stelle einen Trade rechtfertigen, den man dann übergeordnet als „Unterstützungs-Play“ im Trading Journal eintragen würde, ergänzt aber eventuell um einen Tag „Breakout“ oder „Momentum Drive“ oder „Momentum Scalp“ um zu spezifizieren, was Du dort genau gehandelt hast und wir Du den Trade ausgehend hiervon gemangt hast.
Breakout
Wir haben die Begrifflichkeit „Breakout“ bereits im obigen Absatz verwendet, wollen diesen im Folgenden noch genauer spezifizieren, also: was passiert, wenn ein signifikantes Preisniveau nicht gehalten werden kann?
Nun, wir könnten vor einem Ausbruch (engl. Breakout) stehen.
Breakout Plays resultieren aus dem Aufbau von Energie durch das Komprimieren des Preises, nicht selten nach einer ersten, initialen Bewegung, in welcher die Aktie „Schwung“ aufgenommen hat (also Momentum) und wo wir davon ausgehen, dass ein weiterer Schub in Richtung des initialen Momentums vor uns liegt.
Der Ausbruch bzw. Breakout sollte dann mit ansteigendem Volumen erfolgen und es sollte zu einer schnellen Bewegung weg vom Ausbruchslevel in Richtung des Momentums kommen.
Folgender Chart offenbart ein schönes Beispiel, weil es eben nicht perfekt ist, sondern meiner Einschätzung nach zunächst einen potenziellen Fehlausbruch zeigt.
Im Falle von Carvana (Ticker: CVNA) kommt hinzu, dass es sich zum Zeitpunkt dieses Breakouts um eine der, eventuell die meist-geshortete Aktie der Wallstreet handelte und wir somit noch einmal etwas detaillierter auf die weiter oben thematisierte Aktie in Form eines praktischen Beispiels eines Breakout-Short-Squeeze-Plays eingehen können.
Zum Zeitpunkt des möglichen Breakout Plays hatte sich die Aktie von Carvana in wenigen Tagen nahezu bereits verdoppelt, sah am besagten Tag nach etwas durchwachsener Eröffnung einen „bullishen Opening Drive“ und konsolidierte anschließend mehr als 30min klar über den vorbörslichen und Vortages-Hochs und über VWAP (orange).
Um kurz nach 17 Uhr kam es dann zu einem Breakout-Verusch unter deutlich anziehendem Volumen, doch die Aktie sah keinen dynamischen Push höher und in Richtung des Breakouts, sondern hielt knapp unter $40und kippte zurück in die Range – ein klassischer Fehlausbruch, der uns als Daytrader sofort fordert und zwingt, die Position aufzulösen, da das, was wir sehen wollten (ein dynamischer Breakout und Push weg von den bis dato Tageshochs um $39.50, möglichst über $40 und halten oberhalb) nicht erfolgte.
Was wir dann aber auch erkennen ist, das trotz auf den Plan tretender Verkäufer, ein substanzieller Push tiefer nicht gelingen will, CVNA findet fortwährend Unterstützung, die die Aktie über VWAP und deutlich über $38 halten.
Gegen 18 Uhr sehen wir dann ein ernetes Aufdrehen in der Aktie unter steigendem Volumen (Pfeil in den Volumenbalken) und mit dem Ausbruch über die $40 Marke haben wir unseren (Breakout-)Trade.
Wie wir diesen Breakout-Trade dann managen, hängt viel von der Persönlichkeit des Traders bzw. unserem Handelsansatz: so gibt es Momentum Scalper, die die Position halten, bis sich das Momentum erschöpft (im übertragenen Sinne nach dem initialen Momentum-Schub, die erste, rote 1min-Kerze auftritt).
Meine Herangehensweise ist ebenfalls aggressiv, wobei mein Trade-Management bei solchen Momentum-Breakouts häufig über gleitende Durchschnitte erfolgt und hier den EMA(9) und EMA(21) auf 1min-Basis.
Manchmal nehme ich auf diesem Weg dann 80% meiner Ursprungsposition über die EMAs raus und lasse den Rest (20%) als Swing-Position stehen, was ganz besonders dann vorkommen kann, wenn es sich beim Breakout nicht nur um ein kurzfristiges Breakout-Level z.B. auf Intraday-Basis handelt, sondern das Ausbruchslevel auch in höheren Zeitebenen relevant ist (ich spiele im übertragenen Sinne mit ineinadergreifenden Zeitebenen und migriere Teile meiner Position in höhere Zeitebenen, wenn ich von der Aktie das Feedback bekomme, welches ich mir erwünsche).
Während des Schreibens dieses Paragrafen fiel mir ein, dass ich noch ein weiteres, sehr schönes Beispiel für einen Breakout, hier allerdings ausgehend von einem starken Quartalsbericht des Unternehmens „The Trade Desk“ (Ticker: TTD).
Ich habe diesen Trade selbst nicht gemacht, aber nachdem ich von einem anderen Trader auf das Play aufmerksam gemacht wurde und ich erkannte, wie schön, klar und sauber die Aktie an diesem Tag gelaufen ist, habe ich mir hierfür ein Playbook erstellt und den Trade „Reverse-engineered“, eine Praxis, die ich dir ebenfalls empfehlen würde, um dein Playbook zu erweitern.
Ich stelle dir die beiden Charts ausgehend von zwei möglichen Plays nach engen Konsolidierungen mit zwei Breakout-Trade-Möglichkeiten an dieser Stelle ein und Du kannst diese für dich nachbetrachten und eventuell als Grundlage für zukünftige Aktien-Trades deinerseits nutzen:
Breakout 1
Breakout 2
Mean Reversion
Sogenannte „Mean Reversion“-Strategien würde ich im Bereich „fortgeschritten“ ansiedeln, auch wenn ich im Laufe meiner Jahre an den Finanzmärkten eine natürliche Tendenz von besonders Beginnern festgestellt habe, auf Gegenbewegungen zu spekulieren, wenn sich das jeweilige Asset und somit auch in Aktien stark auf der Ober- oder Unterseite bewegt hat, daher möchte ich an dieser Stelle auch eine grobe Orientierung für Mean Reversion Plays geben.
Knüpfen wir an Breakouts weiter oben an: nach einem dynamischen Ausbruch kann es vorkommen, dass die Aktie so weit läuft, sei es auf der Ober- oder Unterseite, dass es zu Übertreibungen kommt, im übertragenen zu einem „Gummiband-Effekt“: zieht man ein Gummiband weit genug in eine Richtung und lässt dann los, kommt es zu einem scharfen „Zurückschnappen“. Für den geübten, erfahrenen Trader können solche Mean Reversion Plays hochprofitable Handelsgelegenheiten sein.
Auch hierzu wollen wir unser Beispiel von weiter oben, Carvana (CVNA) noch einmal betrachten.
Wir hatten in Bezug auf Short Squeezes schon herausgestellt, dass die Aktie zeitweise die am stärksten geshortete Aktie an der Wallstreet war, wo zeitweise mehr als 50% der umgehenden Stücke von institutionellen Marktteilnehmern, Hedge Funds, usw. Short gehalten waren.
Als sich herauskristallisierte, dass sich die fundamentale Lage in Carvana aufhellt und das Unternehmen eventuell zeitnah doch nicht bankrottgeht, begangen diese „Shorties“ ihre Short-Position einzudecken, resultierend in einer Short Squeeze, die CVNA ausgehend von seinen Jahrestiefs mehr als verdoppeln ließ.
Die Sache ist nun die: solche Eindeckungen laufen über mehrere Tage und im übertragenen Sinne „häppchenweise“, denn: was die Hedge Funds und Co. Kaufen wollen, muss auch erstmal jemand anderes verkaufen wollen.
Und wenn jetzt, wie im Falle von CVNA rund 100 Millionen Aktien umgehen, von denen 50%, also 50 Millionen Aktien Short sind und pro Tag durchschnittlich 6, 7 Millionen Aktie gehandelt werden, dann brauchst du „theoretisch“ rund 10 Tage um deine Short-Position einzudecken, eher deutlich länger, denn deine Not ist im übertragenen offen einsehbar, beispielsweise über Webseiten wie Finviz oder auch ausgehend vom Umstand, dass die FINRA (kurz für Financial Industry Regulatory Authority), als Genehmigungsbehörde in den USA hauptsächlich verantwortlich für die Beaufsichtigung von Personen, die in der Wertpapierbranche involviert sind, monatlich Berichte veröffentlicht, eingesammelt von FINRA-Mitgliedsfirmen (z.B. Brokern), die für Transparenz unter Anlegern sorgen soll und Auskunft über bspw. das sogenannte Short Interest in einer Aktie gibt.
„Shorties“ brauchen demnach Liquidität und diese finden sie zu bestimmten Handelszeiten, bspw. zur Eröffnung und zum Schluss eines Börsentages oder an einem Tag folgend auf ein wichtiges News Event wie zum Beispiel Quartalszahlen.
Nun kommen wir zur Mean Reversion Überlegung: solch eine Short Squeeze ist offensichtlich kein wirklich nachhaltiger, fundamentaler Grund für einen starken Anstieg in einer Aktie, sondern viel mehr aus der Not eindecken zu müssen, geboren. Sobald diese Not abebbt und im übertragenen Sinne die Nachfrage in die Aktie wegbricht, kann es zu einem regelrechten Kurssturz in der Aktie kommen – das Umfeld, auf welches wir im Falle eines Mean Reversion Plays spekulieren.
Meiner Beobachtung nach, zeichnet sich nach einem Quartalsbericht z.B. bereits vorbörslich ab, ob die Aktie sich für ein Mean Reversion Play anbietet, bspw. durch ein erhöhtes, vorbörsliches Volumen (größer 10% des durchschnittlich gehandelten, täglichen Volumens in der Aktie), eine erste, steile Kursentwicklung und dann das Ausbilden tieferer Hochs.
Zur Eröffnung gibt es eventuell noch einen finalen „Spritzer“ aufwärts, der aber zügig abverkauft wird, die Aktie hält unter VWAP und mit Bruch unter die vorbörslichen Tiefs und halten unterhalb ist dann der Beginn für ein „Mean Reversion“ Play bzw. „Intraday Short“ im übertragenen Sinne geebnet:
Damit wollen wir es an dieser Stelle in Bezug auf Strategien für das Aktien Daytrading zunächst einmal bewenden lassen.
Die vorgestellten Strategien sind nichts anderes als Richtlinien, wenn Du so möchtest Ausgangspunkte für dein Trading ausgehend von wo Du dir diese Strategien dann ausgehend von deiner Persönlichkeit und deinen kognitiven Stärken und Präferenzen zu eigen machen kannst.
Beschließen wollen wir diesen Artikel mit einigen Fragen, die dir eventuell im Laufe der Zeit gekommen sein mögen.
Fragen und Antworten
Mit wieviel Geld sollte ich beginnen Aktien zu handeln?
Eine tatsächlich sehr individuelle Frage, auf die es keine konkrete Antwort gibt. Zum einen gibt es Broker, die Mindesteinzahlungsanforderungen haben.
Durch das Angebot von sogenannten „Fractional Shares“ ist es allerdings möglich mit relativ kleinen Beträgen zu starten.
Mit dem Aufkommen von Teilaktien ist es nun jedoch möglich, mit einem kleinen Geldbetrag in den Handel einzusteigen und schon recht professionell im Bereich Risiko- und Money Management agieren zu können.
Im Großen und Ganzen hört man sehr häufig, dass man, nur sehr klein mit dem Live-Handel beginnen sollte, eventuell gar erst mit einem Demo-Konto (schaue dir hierzu auch mein YouTube-Video-Tutorial "Dein Start ins Trading: erst Demo oder gleich Live?" an):
https://youtu.be/Aq651pfoqWk?si=rkxEvAS90Nfq5Xh8
Und ich persönlich bin ein großer Freund vom Demo-Trading oder auch vom Start „mit kleinem Geld“, da das dramatisch die Chance erhöht, dass man sich in seiner persönlichen Komfortzone bewegt und sich weniger von monetären Schwankungen beeinflussen lässt und sich viel mehr auf die saubere Trade-Ausführung konzentriert.
Aber hinsichtlich des Lern-Effekts ist Demo-Trading, aber auch das Handeln mit einem sehr kleinen Handelskonto nicht unbedingt und uneingeschränkt zu empfehlen, denn: es geht eben um nichts oder nur um wenig – jedenfalls dann, wenn man es „professionell“ angeht.
In der Psychologie gibt es hier das sogenannte Yerkes-Dodson-Modell, welches erklärt, wo hier das Problem entsteht:
Yerkes-Dodson beschreibt das Leistungsniveau eines Menschen in Abhängigkeit vom Erregungsniveau.
Die resultierende Kurve hat ihren Hochpunkt in der Mitte zwischen Langeweile und Angst.
Das hört sich komplizierter an, als es ist: wenn mir etwas leicht und intuitiv von der Hand geht (z.B. Schuhe binden), dann wird das nach mehreren Malen tun, langweilig.
Gehen wir dazu davon aus, dass die Aufgabe darin besteht, die Schuhe 50 Mal zu binden.
Ich habe das zwar selbst noch nicht getestet, aber ich vermute, nach dem 20ten Mal würde es nervig werden.
Sehr wahrscheinlich würde ich die Konzentration bzw. Motivation verlieren, es würden sich Fehler einschleichen, ich müsste vermutlich diverse Male noch einmal neu zum Binden ansetzen und einen Knoten fabrizieren, den ich dann erstmal wieder „auseinander klamüsern müsste“.
Aufs Trading angewendet ist das unser Demo-Modus oder unser „Kleiner-Live-Modus“, sprich:
nach einigen Trades wird es langweilig und ich habe nicht selten von angehenden Tradern Aussprüche gehört wie:
„Können wir jetzt mal loslegen, da soll sich auch mal was im Konto bewegen…“
Wenn man dann für etwas “Volatilität in der Kapitalkurve” sorgt und blöderweise einen oder mehrere Verlust-Trades in seinem kleinen Handelskonto erleidet, dann kommt es zu einem Problem.
Das Problem resultiert hier nicht nur aus dem Umstand, dass eine, in Relation zum kleinen Handelskonto eingegangene Position im Fall eines natürlich auftretenden Verlusts ein derart großes (prozentuales) Loch ins Handelskonto reißt.
Nein, das Problem entsteht an jener Stelle, wo sich der unerfahrene Trader vor der Mammut-Aufgabe stehen sieht, diesen Verlust wieder aufzuholen (außer natürlich, man wacht in einem „Harakiri-Trade“ auf der richtigen Seite der Varianz auf und hat Glück…)
Gehen wir hierzu mal rein hypothetisch von einem Verlust von 100 Euro in einem 500 Euro Konto aus.
Monetär spielt das keine Rolle oder zumindest nur eine kleine, denn: 100 Euro mehr oder weniger tun in den seltensten Fällen weh.
Aber mental ist der Verlust tatsächlich sehr schlimm, denn er frustriert und es wird ein Neurotransmitter namens „Kortisol“ ausgeschüttet.
Bei Kortisol handelt es sich um „Stress-Hormon“, welches dazu führt, dass sich der Trader „ermattet“, „niedergeschlagen“, ja regelrecht depressiv werden oder bereits sein kann.
Das scheint jetzt im ersten Moment übertrieben, ist aber nicht zu unterschätzen, erfahrungsgemäß eher die Regel, als die Ausnahme (lese hierzu auch den Blog-Artikel "Die Biochemie des Tradings").
Was wir eher anstreben sollten ist, die Ausschüttung von „Glückshormonen“ wie Serotonin und Dopamin.
Diese Hormone fungieren als eine Art „Lernturbo“, sind eine Art „Dünger“ in Bezug aufs Wachstum neuronaler Verknüpfungen und unterstützen den Lernprozess im Allgemeinen ganz maßgeblich.
Worauf ich hier hinaus will: kleine, von Erfolg geprägte und Freude bringende Schritte in unserem Trading, frei von Angst und Stress führen zu Freude und Lust nach mehr.
Durch diese Freude und Lust am Lernen, was diszipliniertes, geduldiges und schlussendlich erfolgreiches Trading ausmacht, kann unser Gehirn neuronale Verknüpfungen besser und schneller aufbauen.
Wenn ich nun allerdings durch einen (in Relation prozentual zu meinem kleinen Handelskonto) zu großen und nahezu unmöglich wieder aufholenden Verlust frustriert bin und mich einer sehr anstrengenden und meine ganze Konzentration, Kraft und Aufmerksamkeit fordernden Aufgabe gegenüber sehe, es zudem um "nichts" oder "nur 100 Euro" geht, dann...
Ja, dann kann und wird der Handel eines 500 Euro-Kontos mehr Schaden als Nutzen für meine Karriere als Trader anrichten.
Also: mein Ziel ist es, dass ich mich genau in der Mitte zwischen Langeweile und Angst wiederfinde, der sogenannten „Zone“.
In dieser "Mitte" oder auch "Zone" verspüre ich einerseits einen Nervenkitzel bei meinem Trading, andererseits habe ich aber auch keine Angst zu verlieren.
Und selbst wenn ich mal einen natürlichen Verlust-Trade zu verkraften habe, bleibe ich motiviert und bin darum bemüht auch weitere Fortschritte in meinem Trading zu machen.
Und wie groß soll nun ein erstes Handelskonto sein?
Lange Rede, kurzer Sinn: ich würde vermutlich mit einem kleinen Live-Konto beginnen, würde diesen aber nicht pauschal mit der Mindestkontoeinlage von 500 Euro „zum Testen“ beziffern.
Stattdessen würde ich für mich selbst einen Betrag definieren und herausfinden, wo genau dieses Gleichgewicht zwischen Langeweile und Angst bei mir persönlich gegeben ist.
Das Ganze garniere ich mit einer Risiko-/Money Management-Daumenregel, wonach ich pro Trade maximal 1% meines Handelskontos riskieren sollte und mir somit „Spielraum für Fehler“ eingestehe und beginne dann von dort.
Konkretes Beispiel:
20 – 30 Euro pro Tag könnte ich einerseits zwar als Verlust verkraften, auf der Kehrseite würde mich das aber schon „kitzeln“, wenn ich diesen Betrag verlieren würde
Dann teile ich 25 Euro durch 1% Risiko pro Trade und erhalte 2.500 Euro als „Test-Konto-Betrag“.
Kann ich vom Aktien Daytrading leben?
Kurz und knapp: ja, natürlich! Und man kann vom Aktien Daytrading sehr gut leben.
Aber es ist der härteste Job der Welt. Dieser erfordert ein erhebliches Maß an Wissen, Erfahrung und harter Arbeit sowie eine gut erprobte Strategie.
Und selbst dann ist Trading generell und somit auch Aktien Daytrading mit erheblichen Risiken verbunden, die nicht für jeden Anleger geeignet sind, genau wie die hierzu genutzten Finanzprodukte.
Wie wird Aktien Daytrading steuerlich gehandhabt?
Ich bin kein Steuerberater und kann diesbezüglich keine Auskunft geben, nur so viel sagen, dass Gewinne aus dem Aktienhandel in der Regel der Kapitalertragssteuer unterliegen.
Solltest Du statt reiner Aktien zum Beispiel auch Aktien-CFDs handeln, kann die steuerlicher Behandlung anders aussehen und ich würde Dir grundsätzlich empfehlen mit deinem Steuerberater näher zu sprechen, falls Du planst aktives (Aktien-)Daytrading zu betreiben.
Welche häufigen Fehler solltest Du beim Aktien Daytrading vermeiden?
Im Laufe meiner Jahre an den Finanzmärkten und hier im Bereich Trading habe ich einige Fehler selbst gemacht und andere Trader machen sehen, die hier ausufern würden.
Nach einiger Bedenkzeit würde ich sagen, dass es wohl zwei Fehler sind, die herausstechen, einer, den Anfänger machen und ein anderer, der von erfahrenen Tradern gemacht wird.
Ein großer Fehler den Anfänger machen ist mit Geld zu handeln, dessen Verlust sie sich nicht leisten können. Trading ist eine mental sehr belastende Profession und wir können zusätzlichen Druck bspw. in Form von „Ich muss gewinnen“ absolut nicht brauchen. Tatsächlich müssen wir uns Raum und Zeit geben, Fehler zu machen und aus diesen lernen zu können.
Fortgeschrittene Trader hören dann früher oder später auf, besser werden zu wollen, sich weiterzuentwickeln – das ist ein großer Fehler, denn auch der Markt entwickelt sich fortwährend weiter und verändert sich – und unser Job als Trader ist es sich darauf einzustellen und uns weiterzuentwickeln.
Phil Knight, der Gründer von Nike, sagte einmal: „'Life is growth. You grow or you die.'“ also übersetzt: „Leben ist Wachstum. Du wächst oder Du stirbst.“
Da ich Trading als perfektes Sinnbild des Lebens erachte, würde ich das Zitat für uns Trader legitim angepasst sehen mit:
„Trading ist Wachstum. Du wächst oder Du stirbst.“