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Hochfrequenzhandel – was ist das?

Dieser Blog-Artikel soll einen ersten Einblick in ein hochspannendes Themengebiet geben: „Hochfrequenzhandel“.


Wir wollen in diesem Artikel, aber auch in den in den kommenden Wochen folgenden, auf die folgenden Fragen schauen und diese versuchen möglichst


einfach verständlich und nachvollziehbar zu beantworten:

  • Was ist Hochfrequenzhandel (HFT) und wie kann man sich diesen praktisch vorstellen?

  • Welche Strategien setzen Hochfrequenzhändler (sogenannte „Flash Boys“) um?

  • Wie wirkt sich Hochfrequenzhandel auf uns kleine Trader und Privatanleger aus?

Bevor wir uns der Beantwortung der ersten Frage im Einzelnen widmen wollen, möchte ich zwei Buchempfehlungen aussprechen, die sich dem Thema Hochfrequenzhandel sehr gut widmen und auch mir persönlich einen sehr guten Einstieg in die Materie ermöglicht haben (mit einem Klick auf das jeweilige Buch wirst du sofort auf die entsprechende Amazon-Seite weitergeleitet):

In seinem Buch „Flash Boys“ gibt Michael Lewis (ebenfalls Autor von „Liar‘s Poker“ oder „The Big Short“) einen sehr guten Einblick in das Thema Hochfrequenzhandel. In der Tat sorgte Lewis‘ Buch für eine Art kleines „Erdbeben“ in Trading-Kreisen, als seine Enthüllungen rund um eine kleine Gruppe von Wall Street-Tradern und deren Feststellung, dass der US-Aktienmarkt möglicherweise von Insidern manipuliert wird, die Runde machte.


Im Anschluss an die Lektüre von Flash Boys legte ich mir ein, meines Wissens nur im englischsprachigen, verfügbares Buch zu um die etwas mehr über die technischen Finessen des Hochfrequenzhandels zu lernen: „Broken Markets“ von Sal Arnuk und Joe Saluzzi.

Arnuk und Saluzzi dürfen nicht nur als Experten auf dem Gebiet „Hochfrequenzhandel“ bezeichnet werden und ihr Buch ist demzufolge nicht nur in der Lage einen fantastischen Einblick in die Thematik selbst, die von HFTs umgesetzter Strategien und welche regulatorischen Grundlagen bzw. Gegebenheiten diese zu ihren Zwecken ausnutzen, zu geben.


Arnuk und Saluzzi sind zudem sehr aktiv im Bereich Regulierung und stehen sowohl den Medien, als auch Börsenhandelsplätzen als Berater zur Verfügung und versuchen durch ihr Wissen regulatorische Vorschläge zu unterbreiten mittels welcher ein größerer Schutz von Privatanlegern, aber auch ein stabileres Marktumfeld gewährleistet werden kann.


Widmen wir uns jetzt der Kernfrage dieses Blog-Artikels:


Was ist Hochfrequenzhandel (HFT) und wie kann man sich diesen praktisch vorstellen?


Kurz und knapp: beim Hochfrequenzhandel (kurz: HFT) handelt es sich um vollständig Computer-basiertes, algorithmisch umgesetztes Trading.


Das bedeutet nichts weiter, als dass es keine menschliche Intervention beim Trading gibt: alles erfolgt automatisch und ausgehend von zuvor entsprechend programmierter Handelsalgorithmen, zumeist in Sekundenschnelle, sprich: die Haltedauer zwischen dem Eröffnen und Schließen einer Position beträgt maximal einige Sekunden.


Hier landen wir bereits bei kontroversen Diskussionspunkt: Befürworter des Hochfrequenzhandel argumentieren, dass HFTs die Liquidität am Markt erhöht und für geringere Geld-Brief-Spannen (Spreads) sorgt und somit die Handelskosten für Marktteilnehmer im Allgemeinen reduziert.

In diesem Zusammenhang stolpert man recht zügig über die Begrifflichkeit „Flash Trading“ (daher auch „Flash Boys“): grob gesprochen „beschießt“ der Hochfrequenz-Algorithmus hierbei den Markt mit Orders innerhalb von Millisekunden, stellt sowohl Geld-, als auch Brieforders ins Orderbuch ("Spoofing" - mehr dazu im Blog-Artikel "Trading-Strategien des Hochfrequenzhandel").


Theoretisch ist es nun anderen Marktteilnehmern möglich, auf diese Kauf- und Verkaufsorders zu handeln.


Theoretisch“, weil diese Orders kurz nach Auftauchen im Orderbuch auch genauso schnell wieder verschwinden (von „to flash“ – aufblitzen).


In der Tat dient das „Beschießendes Marktes mit diesen (kleinen) Orders, um herauszufinden, wo sich größere Orders verbergen (auch bekannt als „Eisberg“-Orders“).

Diese Technik ist unter Hochfrequenzhändlern auch als „Pinging“ bekannt, ähnlich zu einer aus dem U-Boot-Bereich bekannten Technik, wobei Sonarsignale ausgesendet werden um aufkommende Hindernisse oder feindliche Schiffe zu erkennen.


HFTs suchen auf diesem Weg also im übertragenen Sinne nach „Beute“.

Sobald diese Beute auf eine kleine Anzahl von Aktien bzw. einen engeren Spread angebissen und sich zu erkennen gegeben hat, tritt der HFT als Jäger in Aktion.


Wenn sich für den HFT nämlich herauskristallisiert, dass ein größerer Käufer im Markt unterwegs ist (bspw. ein Fonds, der für seine Investoren eine größere Position aufbauen muss und diese Position z.B. über eine klassische, am VWAP orientierte Technik tut), initiiert der HFT grob gesprochen Momentum auf der Oberseite, befriedigt die Nachfrage des Käufers stückweise bei gleichzeitiger Aufwärtsbewegung und profitiert bis zur Abarbeitung des großen Auftrags bspw. vom Spread, während der größere Fonds für seine Investoren zu einem insgesamt unattraktiveren Kurs in die Position einsteigt.


Möglichkeiten zu diesen Techniken haben nicht alle Marktteilnehmer, in der Tat nur ein ausgewählter Teilnehmerkreis, primär solche, die über eine entsprechende technologische Infrastruktur verfügen.


Sowohl die unterm Strich steigenden Kosten für bspw. passive Investoren, als auch der mangelnde volkswirtschaftliche Nutzen solcher Handelspraktiken, aber eben auch die begrenzte Möglichkeit von diesen Marktgegebenheiten zu profitieren (nicht nur in Bezug auf die Nutzung solcher Handelsalgorithmen, als ganz besonders auf die notwendige Infrastruktur mit Hochleistungscomputern die im übertragenen Sinne direkt im Keller der jeweiligen Börse stehen und ortstechnisch nicht jedem Marktteilnehmer zugänglich sind), werden von HFT-Kritikern immer wieder ins Feld geführt.


Zusammenfassung

  • Beim Hochfrequenzhandel (kurz: HFT) handelt es sich um ein vollständig Computer-basiertes, algorithmisch umgesetztes Trading

  • Beim HFT gibt es keine menschliche Intervention, alles erfolgt automatisch und (ausgehend von zuvor entsprechend programmierter Handelsalgorithmen) zumeist in Sekundenschnelle

  • Die Haltedauer zwischen dem Eröffnen und Schließen einer Position beträgt maximal einige Sekunden

Im nächsten Artikel wollen wir einen Blick auf die von Hochfrequenzhändlern genutzten Strategien werfen.


Dir hat der Artikel gefallen? Lass es den Autor wissen! Sende hierzu eine Mail an jklatt@jk-trading.com

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