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Trading in der Zone


Nachdem uns im Blog-Artikel der vergangenen Woche die Frage beschäftigt hat „Übernehme ich in meinem Trading 100% Verantwortung“, soll es diese Woche um die Zone gehen.


Im erweiterten Sinne haben wir im letztwöchigen Blog-Artikel ein für die Zone charakteristisches Merkmal herausgestellt.


Dort hielten wir fest, dass ein in Wahrscheinlichkeiten denkender Trader beginnt das Große, Ganze im Trading zu erkennen und zu akzeptieren, dass das Ergebnis eines einzelnen Trades zufällig ist, während das Ergebnis vieler zufälliger Trades, die mit einem positiven Erwartungswert versehen sind, nicht zufällig sondern vorhersagbar ist und sich in einer steigenden Kapitalkurve widerspiegeln wird.


Sobald eine solche Denkweise dem Trader in Fleisch und Blut übergegangen ist (in der Psychologie spricht man übrigens vom Zustand der ‚unbewussten Kompetenz‘) ist es für ihn fast spielend einfach, sich nicht mehr durch einen Verlust-Trade aus der Ruhe zu bringen, sondern diesen viel eher als Preis für seine nächste Trading-Chance zu betrachten.


Dieser Trader bewegt sich während seines Trading-Alltags zu größten Teilen in der sogenannten „Zone“ oder auch im Bereich seines „optimalen Erregungsniveaus“, hat das Stadium der unbewussten Kompetenz auf den Stufen des Lernens erreicht.


Um diese „Zoneim Trading besser verstehen zu können ist es nötig, dass wir die sogenannte ‚Yerkes-Dodson-Modell‘ einführen.


Das Yerkes-Dodson-Modell


Das Yerkes-Dodson-Gesetz beschreibt die kognitive Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von unterschiedlichen Emotionen (in der Psychologie spricht man von Erregungsniveaus).

Die Yerkes-Dodson-Kurve zeigt z.B., dass Emotionen bis zu einem gewissen Punkt deine Leistungsfähigkeit steigern.


Das ist einer der Hauptgründe, warum die pauschale Aussage, man solle in seinem Trading keine Emotionen zulassen, tatsächlich nicht haltbar ist.


In der Tat ist es nötig, dass du z.B. en bestimmtes Aktivitätslevel benötigst (z.B. etwas wie Existenzangst), um motiviert zu werden, etwas zu tun und welches dich aus deiner ‚Lethargie‘ befördert.


Der Hochpunkt der Yerkes-Dodson-Kurve bezeichnet dann die „Zone“.


Einige Charakteristika der Zone sind z.B.


  • Trading fühlt sich „leicht“ an und geht einem spielerisch von der Hand

  • Handelsentscheidungen werden selbstverständlich und „Panzer-gleich“ umgesetzt, dem klar formulierten und einen Vorteil-versprechendem Handelsplan ohne Zweifel gefolgt

  • Man hat das Gefühl jederzeit Herr der Lage und seines Tradings zu sein

  • Bei Verlust-Trades bleibt man ruhig und entspannt und kann seinem Handelsplan weiter konzentriert und diszipliniert folgen

Einige Techniken, die zum Ziel haben die Zone und den Zustand des „Flows“ zu erreichen, habe ich in meinem Buch „Trader“ beschrieben.

Sobald das Erregungsniveau und die Emotionen allerdings den Bereich der „Zone“ überschreiten, fällt die Yerkes-Dodson-Kurve nach rechts wieder sehr stark ab und die Leistungsfähigkeit des Traders sinkt rapide.


Hier wird dann aus „gutenEmotionen wie „Selbstvertrauen“ „übersteigertes Selbstvertrauen“ oder „Ego-Trading“ oder aber kennzeichnet auch übermäßige Angst und negativer Stress.


Vom rationalen zum irrationalen Trader


Wenn man also auf der rechten Seite der Yerkes-Dodson-Kurve „herunterfällt“, geschieht im übertragenen Sinne Folgendes: dein Unterbewusstsein geht in eine Art "Verteidigungsmodus" über und deine ganz natürlichen und allen Menschen innewohnenden Ängste wie z.B. Angst abgewiesen und nicht geliebt zu werden (was man im übertragenen Sinne mit einem Verlust-Trade gleichsetzen kann: "Der Markt mag mich nicht!") oder auch Überlebens- bzw. Existenzängste treten hervor.

Diese Sorgen finden ihren Ursprung im menschlichen Gehirn in der Amygdala und sind für logische Schlussfolgerungen oder rationales Denken nicht zugänglich.


Anstelle von Logik und rationalem Denken kommt es hier zu starken Vereinfachungen und instinktiven Reaktionen (sogenannten „Heuristiken“, Beispiel: im „primitiven“ Bereich unseres Gehirns wird Kritik per se als etwas Negatives und ein Angriff verstanden, wobei weiterentwickelte Teile unseres Gehirns, z.B. der Neokortex, der auf Logik und Rationalität zugreift, konstruktive Kritik als etwas Positives wahrnehmen kann).


Dein Ziel im Trading aus mentaler Perspektive ist nun also offensichtlich, den Bereich des optimalen Erregungsniveaus bzw. der Zone zu erreichen und dann während deines Tradings zu halten.


Aber: wie schaffst du das?


Glaubensgrundsätze im Trading


Eine meiner Erfahrung nach effektive Möglichkeit besteht darin, für sich Glaubensgrundsätze zu formulieren, die man sich während des Tradings und beim Spüren von mentalen Imbalancen beginnt aufzusagen.


Ein solcher Trading-Glaubensgrundsatz könnte bspw. wie folgt lauten:

„Verluste sind Teil des Trading-Business.


Ich weiß, dass mein gehandelter Ansatz profitabel ist und einen positiven Erwartungswert verspricht, trotz zu erleidender Verluste.


Diese Verluste sind der Preis für meine nächste Trading-Chance.


Durch mein solides und gut durchdachtes Risiko- und Money-Management weiß ich, dass mein Risk of Ruin, also mein Risiko bankrott zu gehen, 0 ist.


Hierdurch ist gewährleistet, dass ich trotz Verlusten lange genug im Trading-Spiel bleibe, um langfristig und nach einer Vielzahl von Trades meinen positiven Erwartungswert zu realisieren und mit meinem Trading unterm Strich Geld zu verdienen.“


Natürlich werden hierdurch nicht eventuell tiefliegende Konflikte in deinem Inneren, die tatsächlichen Ursachen, welche deine jeweilige Reaktion auf beispielsweise eine Verlustserie auslösen, gelöst.


Aber zumindest bist du kurzfristig in der Lage, negative Emotionen und entsprechende Auswirkungen auf dein Trading abzumildern.


Sollte dir der Artikel gefallen haben, sende dein Feedback gerne an jklatt@jk-trading.com

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